Thronjubiläum der Queen - Schicksalsjahre einer Königin

Vor 60 Jahren bestieg Queen Elizabeth den Thron. Sie erlebte den Niedergang des Empire und elf Premierminister.

London. Bitte nicht wundern, wenn jetzt das Rampenlicht über den jungen Windsor-Royals gedimmt wird. Ab sofort darf der einzig wahre Star im Palast funkeln: Queen Elizabeth feiert ab nächster Woche ihr 60. Jahr auf dem Thron. Über ihre Lieblingsmomente als Oberhaupt zwischen altem Empire und eigenwilliger Familie verliert die 85-Jährige zwar kein Wort, doch die Partyplanung verrät, für was ihr Herz schlägt.

An jenem 6. Februar 1952 waren Glück und Tragik für die 25-Jährige eins: Fernab der Zivilisation blickte sie über die Baumwipfel Kenias. Minuten später überbrachte Gatte Philip ihr die Nachricht vom Tod ihres Vaters — die junge Frau, die als Prinzessin auf einen alten Jagdsitz in Afrika geklettert war, stieg als Königin herab. Und das in tiefer Trauer.

Mittlerweile trägt sie Ruhm, aber auch Last dieser Aufgabe seit drei Vierteln ihres Lebens, hat den Fall des Empires und der Berliner Mauer gesehen, die Mondlandung, und das Kommen und Gehen von elf Premierministern. „Es war eine Frage der Reifung“, sagte sie in einem der wenigen Interviews, die sie je erteilt hat, „eine Frage, ob Du akzeptieren kannst, was von nun an Deine Zukunft sein wird.“

Die 60 Jahre im Palast waren vor allem ein Korsett aus Protokoll, Präsenz und Planung. Hunderte Termine absolviert sie jeden Monat, auch jetzt noch, in ihrem hohen Alter. Viel Einfluss oder Mitsprache hat sie nicht. Obwohl sie sehr viel länger als die meisten Regierungschefs der Welt im Amt ist, waren und bleiben ihre Gedanken Palastgeheimnis.

Zartbesaitete finden die ihr abverlangte Opferbereitschaft unmenschlich. Doch ihre Selbstdisziplin und ein tadelloser Lebenslauf haben sie zum Symbol britischer Kontinuität gemacht, zum Fels in der Brandung. Schon jetzt blickt sie nach Queen Victoria auf die zweitlängste Amtszeit einer britischen Königin zurück.

Die wenigen Menschen, die privilegierten Zugang zu ihr genießen, betonen unisono ihre menschlichen Qualitäten: Tolerant sei sie, ziemlich witzig, sehr vernünftig, sparsam und bodenständig. Neben 60 Jahren auf dem Thron ist sie seit mehr als 60 Jahren skandalfrei verheiratet.

Damit die Untertanen bei der Jubiläumsparty mit Bootsparade, Uniformen und viel Pomp mitfeiern können, schenkt die Oberchefin der Nation ihnen einen Extra-Feiertag. Eine Geste, die Kritiker besänftigt. Denn für das Spektakel schafft sie es, mehr als zehn Millionen Euro bei Sponsoren einzuwerben — und das zu Zeiten einer Wirtschaftskrise.

Unangefochten war Elizabeth ohnehin nie. Ihre kühle Reaktion auf den Tod von Diana hat viele verstört; ihre distanzierte Art passt nicht mehr in die so offen-emotional gewordene Zeit. Eine der Hauptleistungen, die sich Elizabeth selbst zuschreibt, ist die friedliche Überführung des Empires in einen freundschaftlichen Verbund unabhängiger Nationen. Während sie als Chefin einen Rundgang durch die Firmenzentrale macht und elf Regionen der britischen Inseln einen Besuch abstattet, bereist ihre Familie die Dependancen der Krone.

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