Tief „Ela“ schlimmer als „Kyrill“: Verheerende Schäden bei der Bahn

Die zweite Gewitternacht in Folge in Nordrhein-Westfalen verlief vergleichsweise glimpflich. Aber die Folgen der Unwetter am Pfingstmontag sind noch zu spüren, vor allem für Pendler und Bahnreisende.

Die Züge müssen derzeit im Depot bleiben.

Die Züge müssen derzeit im Depot bleiben.

Foto: Oliver Berg

Düsseldorf (dpa). Die Sturmschäden am Schienennetz in Nordrhein-Westfalen sind nach Angaben der Deutschen Bahn noch schlimmer als zunächst befürchtet. „Die Situation etwa um Essen und Dortmund ist verheerend. Es ist deutlich schlimmer als beim Orkan "Kyrill" 2007“, sagte eine Bahnsprecherin am Mittwoch.

Um das Ausmaß abzuschätzen, würden die Strecken inzwischen mit Hubschraubern der Bundespolizei abgeflogen. Anders sei es nicht möglich, sich einen Überblick zu verschaffen. Die Zahl der blockierten Strecken sei trotz Hilfe aus anderen Bundesländern unverändert. 16 evakuierte Züge steckten am Mittwoch noch auf offener Strecke fest.

Ein geregelter Bahnverkehr sei unverändert noch nicht möglich. Große Bahnhöfe wie Düsseldorf und Essen sind weitgehend vom Zugverkehr abgeschnitten. Obwohl tausende DB-Mitarbeiter mit großem persönlichen Einsatz an einer Normalisierung der Lage arbeiten, sei noch nicht absehbar, wann die Züge wieder fahrplanmäßig verkehren.

Die Nacht zum Mittwoch brachte viel Regen, aber die Gewitter richteten diesmal in Nordrhein-Westfalen deutlich weniger Schaden an. „Beim Unwetter sind wir über den Berg, da können wir Entwarnung geben“, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes der dpa. Für Donnerstag sagen die Experten viel Sonne mit Temperaturen von 20 bis 25 für NRW voraus. Am Freitag zieht dann von Norden her Niederschlag übers Land. In der Nacht zu Samstag soll es regnen.

Die Nacht zum Mittwoch brachte die zweite Unwetterfront in Folge mit Gewittern, Starkregen und Hagelschauern. Die Schäden blieben aber örtlich begrenzt. Die größte Regenmenge meldete der Deutsche Wetterdienst aus Alsdorf bei Aachen, dort fielen in 24 Stunden 53 Liter pro Quadratmeter. Ebenfalls stark betroffen war das Sauerland. Auf dem Kahlen Asten wurden 38 Liter registriert, in Schmallenberg 28 Liter. Im östlichen Ruhrgebiet fielen 13 bis 16 Liter.

In Schmallenberg berichteten Augenzeugen von Hagelkörnern mit mehr als vier Zentimetern Durchmesser, die in Dachfenster und Lichthauben einschlugen. Ein Schulzentrum wurde mit Wasser vom Dach geflutet, das durch zerstörte Lichtkuppeln eindrang. In Dortmund und Düren schlugen nach Angaben der Feuerwehr Blitze in Dachbalken ein. Mehrere Keller wurden überflutet. In Köln standen zwei Straßen zeitweise unter Wasser und ein Baum knickte um.

In Düsseldorf meldete die Feuerwehr keine neuen Schäden, hier machen aber, wie auch in Essen, die Schäden vom Montag noch viel Arbeit. Den ganzen Tag über waren Motorsägen zu hören. Die Feuerwehr Düsseldorf warnte erneut vor herabfallenden Ästen oder Dachziegeln. Eine Veranstaltung auf der Einkaufsstraße Kö wurd aus Sicherheitsgründen abgesagt.

Das Innenministerium geht davon aus, dass bis zum Wochenende landesweit rund 20 000 Einsätze von Polizei und Feuerwehr nach dem Unwetter abgearbeitet sind. Bis zum Start des Berufsverkehrs am Mittwoch waren die Hauptverkehrsstraßen in der Regel passierbar. Die Zahl der Toten (6) und Verletzten (67) hat sich seit Dienstag nicht verändert.

Tief „Ela“ richtete nach übereinstimmenden Angaben von Versicherern Schäden in Höhe von mindestens 100 Millionen Euro an. Dies sei eine realistische Größenordnung, sagten Sprecher mehrerer Versicherungen, die nicht genannt werden wollten. Beim Gesamtverband der Versicherungswirtschaft hieß es, konkrete Zahlen lägen erst in einigen Wochen vor. Ähnlich hatte sich der weltgrößte Rückversicherer Munich Re geäußert.

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