Tierisches Sommertheater

Dieses Jahr sorgt die flüchtige Milchkuh Yvonne für Gesprächsstoff. In anderen Jahren waren es Fische, Reptilien oder Problembären.

Düsseldorf. Genug des Rummels — die Hatz auf die scheue Kuh Yvonne in Bayern wird vorerst eingestellt. Zuletzt hatten am Wochenende Freiwillige im Wald nach dem Rind gesucht. „In meinen Augen bräuchte man nichts als Ruhe da draußen“, sagte am Montag Sicherheitsexperte Erich Kozel vom Landkreis Mühldorf. „Ich finde, es ist an der Zeit, dass die Aktionen jetzt zurückgefahren werden.“

Yvonne, die „Kuh, die ein Reh sein wollte“, ist seit Wochen auf der Flucht. Ende Mai war sie einem Bauern auf dem Weg ins Schlachthaus entwischt. Kozel hatte den Abschuss der Kuh aus Sicherheitsgründen erlaubt, weil sie vor ein Polizeiauto gerannt war. Derzeit laufe sie aber nicht auf Straßen umher und müsse nicht getötet werden. Vorerst. Yvonnes letzte Chance ist möglicherweise Stier Ernst, der — so wird überlegt — die Kuh kraft seiner männlichen Reize aus ihrem Versteck locken könnte.

Wie Yvonne geht es wie vielen tierischen Zeitgenossen, die im Sommer kurzfristig für Schlagzeilen sorgen. Wie Kaiman Sammy, der den Sommer 1994 mit seiner An- oder besser Abwesenheit bereicherte. Seinem Besitzer entschwamm das Tier bei einem Badesausflug im Dormagener Baggerloch. Das trübe Gewässer wurde gesperrt, weil „die Bestie vom Badesee“ ihr Unwesen trieb.

2001 sorgte „Killerwels Kuno“ in Mönchengladbach für Wirbel — angeblich soll der Riese einen Dackel erlegt haben. Ein Jahr später machte sich Geierschildkröte Eugen als „Ungeheuer von Dornach“ einen Namen. Das 70 Zentimeter große Tier hätte badende Kinder schwer verletzen können, warnten Experten. Passiert ist nichts, trotz groß angelegter Suche wurde Eugen nie gesichtet.

Groß angelegt war 2006 auch die Suche nach Problembär Bruno — ein Trupp Jäger aus Finnland sollte den großen Braunen erlegen. Die Skandinavier versagten, heimische Schützen erschossen Bruno, der bei seinen Wanderungen Schafe gerissen und Bienenstöcke geplündert haben soll.

Dass das tierische Sommertheater gar nicht so schlecht ist, gibt Franz Märkl, Bürgermeister von Yvonnes Heimatgemeinde, übrigens augenzwinkernd zu. „Wir haben die Kuh sehr gut trainiert für das Sommerloch. Das ist für uns eine kostenlose Reklame.“

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