Trauer: Ein Blumenmeer für Dörflein

Nach dem Tod von Knuts Ziehvater sprechen Experten schon von einem „Diana-Effekt“.

Berlin. Nach dem Tod von Eisbären-Ziehvater Thomas Dörflein haben sich Teile des Zoologischen Gartens in ein Blumenmeer verwandelt. Aus aller Welt treffen E-Mails voller Betroffenheit ein, das Kondolenzbuch des Zoos verzeichnet bereits Tausende von Einträgen.

Weltweit äußern die Fans ihre Trauer und bedanken sich meist mit Fotos und Gedichten bei Dörflein für dessen Arbeit. Auch nach der Beerdigung am vergangenen Freitag reißt die Welle des Mitgefühls und der kollektiven Trauer um den 44 Jahre alten Tierpfleger nicht ab. Experten sprechen bereits von einem "Diana-Effekt".

"Die Menschen haben jemanden verloren, zu dem sie durch die Medien eine emotionale Verbindung aufgebaut haben", sagt die Medienpsychologin Katrin Döveling von der Freien Universität Berlin.

Durch die Berichterstattung der Medien über Knut und seinen "Ziehvater" hätten viele Menschen so etwas wie eine "Intimität aus der Distanz" zu Dörflein aufgebaut, sagt die Wissenschaftlerin, die unter anderem Reaktionen auf Medienberichte erforscht. "Dörflein hatte so etwas wie eine Stellvertreter-Position für alle, die gern selbst mit dem kleinen Eisbären geknuddelt hätten."

Die Menschen seien einfach verrückt gewesen nach dieser "Mensch-Tier-Beziehung", sagt auch der Tierarzt André Schüle in der RBB-Dokumentation "Verrückt nach Knut".

Doch allein mit dem Hype um das süße Eisbärbaby Knut ist die Faszination für seinen Pfleger nicht erklärt. Vielmehr überzeugte der "Mensch Dörflein" mit all seiner Bescheidenheit und dem bewussten Verzicht auf Geld - darin sind sich die Fans einig. "Dörflein machte nicht auf ,Bärenflüsterer’ oder ,Klimabotschafter’, sondern blieb Tierpfleger", heißt es in der Zeitung "Welt" treffend, und Katrin Döveling ergänzt: "Man kann mit etwas, das als moralisch für gut befunden wird, sehr gut mitfühlen."

Ähnliche Effekte hat die Medienpsychologin bereits nach dem Tod von Prinzessin Diana und Papst Johannes Paul II. untersucht. Waren es früher Serienhelden, mit denen sich Zuschauer identifizierten, seien es heute "Menschen wie du und ich".

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