TV-Skandal um Hitlers Leibgericht

Im TV sollte „Forelle in Buttersauce“ nachgekocht werden.

Brüssel. Belgien ist eigentlich ein Land, das für diverse Köstlichkeiten bekannt ist: Schokolade, Waffeln, Pommes oder Bier sind vielen eine Reise ins Nachbarland wert. Überall findet man exquisite Restaurants und hervorragende Köche, weswegen etliche ihre Aufenthalts-Dauer im Land auch nicht nach Tagen, sondern nach der Anzahl der Kilo bemessen, die sie neu auf den Hüften tragen.

Umso mehr wundert sich die Welt über Geschmacklosigkeiten, die der Öffentlichkeit mitunter auch serviert werden. Als vor einigen Tagen bekannt wurde, dass ein flämischer Sender in einer Show das Lieblingsmenü von Hitler nachkochen will, hagelte es Proteste. "Forelle in Buttersauce" sollte es geben, neben Leberknödelsuppe die Leibspeise des Diktators. Um den Fisch selbst zu fangen und dann zuzubereiten, werde sich Fernsehkoch Jeroen Meus zu Hitlers früherer Residenz "Adlernest" in Berchtesgaden begeben, kündigte der öffentlich-rechtliche Fernseh-Sender VRT an. Die Show sollte gestern Abend ausgestrahlt werden - und laut Senderchef Jan Stevens auch "zu einem besseren Verständnis des Diktators beitragen".

"Plat préféré" (Leibgericht) ist eine berühmte Kochsendung in Belgien. Da überwiegend Lieblingsgerichte von Berühmtheiten vorgestellt werden, ist die Quote steil nach oben geschossen: Jugendliche wie Ältere scharen sich vor den Fernsehern, wenn der Star-Koch "Languste in Weißweinsoße" in Erinnerung an Salvador Dali auf den Teller zaubert oder Freddy Mercurys "Curry-Huhn".

Mit dem jüngsten Programm-Vorschlag ist der Sender jedoch eindeutig zu weit gegangen. "Die Sendung stellt Hitler als normalen Durchschnittsmann dar. Die Tatsachen werden völlig verklärt", kritisierte der Chefredakteur der jüdischen Zeitschrift "Joods Actuell" in Antwerpen. Was ihn aber noch mehr beunruhigte: Auf etlichen Neonazi-Seiten im Internet wurde die Übertragung der Kochsendung schon Tage im voraus als Hit gefeiert.

Da nützte es nichts, dass Senderchef Stevens eilig versuchte, die Wogen zu glätten. Der Fernsehkoch werde zu Beginn der Sendung sagen, dass Hitler durch die Show nicht menschenwürdiger gemacht werden solle, rechtfertigte er sich. Kurz vor dem Sendetermin zog er doch noch die Notbremse: Das Thema sei wohl nicht so eine gute Wahl gewesen, gab er kleinlaut zu. Nun haben die belgischen Fernsehzuschauer gestern Abend erfahren, was Opern-Star Marias Callas am liebsten auf dem Teller hatte.

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