Unentdeckt im Regenwald

400 Jahre nach Ankunft der ersten Europäer gibt es noch Ureinwohner, die keinen Kontakt zur Außenwelt haben. Aber sie sind bedroht.

Sao Paulo. Ein Flugzeug braust im Tiefflug über den Regenwald. Plötzlich tauchen auf einer Lichtung Hütten mit Blätterdächern auf, daneben eine Gruppe von Ureinwohnern. Der Fotograf drückt auf den Auslöser, hält die Reaktionen der Menschen fest, die nicht wissen, wie ihnen geschieht. Erst erstaunt, dann erschreckt und schließlich kämpferisch starren sie in den Himmel, auf das Flugzeug, das ihnen vielleicht wie eine unbekannte, brüllende Bestie vorkommt.

„Wir wissen nicht, zu welchem Volk die Menschen gehören“, sagt Alice Bayer von der Menschenrechtsorganisation Survival International. „Dazu müsste man wissen, welche Sprache sie sprechen“. Zwar setzen sich Organisationen schon seit langem für den Schutz der letzten Ureinwohner Südamerikas ein, aber nur mit solchen Fotos bekommen die Bedrohten ein Gesicht.

Auf den Bildern sind Kinder und Erwachsene mit Lendenschurz zu sehen. Sie scheinen bei guter Gesundheit zu sein — ganz anders als viele der Indianer, die am Rande Großstädte leben. Die Menschen im Urwald haben Körbe mit Maniok und Papayas dabei, ihre Körper sind rot oder schwarz bemalt.

Aber auch ein industriell hergestellter Kochtopf und eine Machete sind zu sehen. „Wir vermuten, dass sie die bei anderen Indianern getauscht oder gefunden haben“, sagt Bayer. Es gebe viele Stämme, die ein wenig Kontakt mit der Außenwelt hätten. Aus schlechten Erfahrungen hätten sie aber gelernt, solche Kontakte so weit wie möglich zu meiden.

Die gerade entdeckten Indianer werden vor allem von illegalen Holzfällern bedroht. Die brasilianischen Behörden befürchten, dass Ureinwohner über die Grenze vertrieben werden, wo die Gruppen dann in Konflikte geraten könnten. „Die Holzfäller werden dieses Volk vernichten. Es ist dringend notwendig, den Holzfällern Einhalt zu gebieten“, sagt Survival-Direktor Stephen Corry.

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