Unglück: Das Wunder von Wermelskirchen

Zimmerdecke stürzt auf 76-Jährige. Sie überlebt fast unverletzt.

Wermelskirchen. Samstag, 1.35 Uhr. Stefan Rabe, Bewohner des Mehrfamilienhauses in der Dhünner Straße in Wermelskirchen, wird durch einen lauten Knall aus der Nachbarwohnung und Hilferufe aus dem Schlaf gerissen. Er alarmiert sofort die Polizei.

Die Beamten staunen nicht schlecht, als sie im Hausflur der Erdgeschosswohnung die mit Staub bedeckte Edelgard Falkenrath (76) antreffen.

Im Schlafzimmer angekommen, staunen sie noch mehr: Die komplette Beton- und Estrich-Füllung der etwa 20 Quadratmeter großen Holzsparrendecke war auf Bett und Boden herabgestürzt. Gerettet hat die Rentnerin womöglich die nachgebende Matratze.

"Wie durch ein Wunder", heißt es im Polizeibericht, hat die Rentnerin nur leichte Schürf- und Platzwunden im Gesicht erlitten. Von einem Wunder redet das Opfer auch selbst: "Wenn ich die großen Brocken sehe, die da heruntergefallen sind..."

Noch in der Unglücksnacht untersuchte ein Statiker die Wohnungen im Mehrfamilienhaus. Eine Gefahr für die angrenzenden Wohnungen schloss er dabei aus. Die Wohnung der 76-Jährigen wurde jedoch zunächst beschlagnahmt.

Am Samstag untersuchte dann der Architekt stichprobenartig Zimmerdecken in insgesamt drei ähnlich gebauten Häusern an der Dhünner Straße. Die Hausbesitzer hatten auf die Schnelle nur zwei Möglichkeiten: alle Häuser zu räumen oder alle Wohnungen abzusichern. Sie entschieden sich für letztere Variante und bestellten Handwerker, die zur Sicherheit in sämtlichen anderen Wohnungen Stützen setzten.

Der Rentnerin nutzt das nichts mehr: In ihrem Schlafzimmer sieht es furchtbar aus. Die gesamte Wohnung ist mit Dreck übersät. Edelgard Falkenrath, die seit 1994 hier wohnt, hatte am Abend vor dem Unglück noch die Böden mit Teppichschaum gereinigt und sämtliche Möbel mit Politur auf Hochglanz gebracht. Denn im August zieht die 76-Jährige um in eine Anlage mit betreutem Wohnen.

Der Hauptgrund: Sie kann nicht mehr so gut laufen. "Es ist mir deshalb ein Rätsel, wie sie so schnell aus dem Bett herausgekommen ist", sagt ihre Tochter. "Und als ich das im Hellen gesehen habe, da kamen mir doch die Tränen."

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