US-Platzhirsch Netflix startet in Deutschland

In dem wachsenden Geschäft des Videostreaming-Marktes spielt seit Dienstag ein neuer starker Konkurrent aus Übersee mit.

US-Platzhirsch Netflix startet in Deutschland
Foto: dpa

„Was läuft heute Abend in der Glotze?“ — „Nix Gescheites.“ Derartige Dialoge haben über Jahrzehnte die Stimmung in deutschen Wohnzimmern geprägt. Geschaut wurde, was die Sender auf die Mattscheibe servierten — lineares Fernsehen nennen Forscher das. Im Zweifel gilt das Diktat der Quote, individueller Geschmack hatte nur mit dem Gang zur Videothek eine Chance. In die Lücke wollen Anbieter über das Internet stoßen. Allen voran das US-Unternehmen Netflix, das nun auch Deutschland erobern will.

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Der Streaming-Dienst und seine Konkurrenten bieten über das Internet exklusive Filme und Serien für eine monatliche Abogebühr an. Bislang ist Maxdome der Branchenprimus zum Preis von 7,99 Euro. Amazon liegt auf dem gleichen Preisniveau, Watchever ist einen Euro teurer pro Monat. Nur Sky Snap liegt mit 3,99 Euro deutlich darunter. Dass Netflix nun dazukommt, könnte dem Markt eine ganz neue Dynamik geben. In fünf Jahren wollen die Amerikaner in jedem dritten deutschen Haushalt zu Gast sein. Einziges Problem: Eine ausreichend schnelle Internet-Verbindung muss der Kunde schon haben, damit das Bild nicht ruckelt.

Berlin. Bislang hat das 1997 gegründete Unternehmen rund 50 Millionen Abonnenten weltweit, rund 35 Millionen davon in den USA. Nun ist Westeuropa dran. Die Kunden sollen unter anderem mit der Polit-Serie „House of Cards“ mit Oscar-Preisträger Kevin Spacey geködert werden. Doch ist zum Start nicht alles taufrisch, was Netflix anbietet. Einige Inhalte sind bereits auf in Deutschland frei empfangbaren Sendern gelaufen, die Palette noch recht übersichtlich. Viele Filme sind zudem bereits einige Jahre alt — wie bei der Konkurrenz auch. Netflix-Chef Reed Hastings setzt deshalb auf Wachstum: Je mehr Geld Netflix einnehme, desto mehr könne man wieder für neue und exklusive Inhalte ausgeben.

Anders als das klassische Fernsehen nutzt Netflix die Wechselwirkung zwischen Anbietern und Kunden gezielt für seine Produktpalette aus. Abrufzahlen und -zeiten, Verweildauern — alles wird automatisch analysiert, Gefragtes gestärkt. Netflix will sich für seine Kunden unentbehrlich machen, weil es deren Vorlieben besser kennen will, als diese selbst, und dann die entsprechenden Angebote macht. Individuell zugeschnitten.

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