Videoüberwachung: Kluge Kameras gegen Rowdys

Neues Überwachungssystem in der Düsseldorfer Arena getestet. Gefährliche Situationen werden automatisch erkannt.

Düsseldorf. Erst wurden Überwachungskameras immer mehr, jetzt werden sie auch noch „intelligent“. Nicht im eigentlichen Sinne des Wortes, aber immerhin: Moderne Systeme sind in der Lage, automatisch Gefahrensituationen zu erkennen.

Videoüberwachung bekommt dadurch eine neue Qualität. Zur Freude der Ordnungshüter, zum Schrecken der Datenschützer.

Was technisch schon möglich ist, zeigt ein dreijähriges Pilotprojekt in der Düsseldorfer Arena, das jetzt zu Ende gegangen ist. Das Fraunhofer-Institut für angewandte Informationstechnik in Siegburg erprobte dort ein spezielles System.

Kern ist eine Software, die Bilder einer Kamera analysiert, die bei Fußballspielen auf den Fanblock gerichtet ist. Sie interpretiert das Geschehen, kann etwa passive Zuschauer von jubelnden Fans unterscheiden.

Die Software erlernt Bewegungsmuster und ist so in der Lage, gefährliche Situationen zu erkennen. Bei markanten Ereignissen steuert sie eine zweite Kamera, die ins Geschehen zoomt und Gesichter fokussiert. „Die Technik hat sehr gut funktioniert“, sagt Projektleiterin Marina Kolesnik.

Sie ist überzeugt, dass das System im Ernstfall helfen kann: Indem es eine gefährliche Situation anzeigt, bevor diese für die Sicherheitskräfte erkennbar ist, oder indem es Bilder von Straftätern macht, die als Beweismaterial verwendbar sind.

Tatsächlich ereignete sich in der Testphase allerdings kein Ernstfall, eine Bewährungsprobe gab es nicht.

Das mit EU-Geldern geförderte Projekt ist beendet. Nun versucht das Institut, das System an Stadionbetreiber zu verkaufen. Bisher ohne Erfolg. „Alle finden es gut, aber keiner will Geld in die Hand nehmen“, erklärt Kolesnik.

Das könnte daran liegen, dass viele Stadien schon mit Videotechnik ausgerüstet sind. „Wir haben 37 Kameras, deren Bilder bei der Polizei auflaufen. Ich wüsste nicht, dass wir eine Lücke haben“, sagt Markus Aretz, Sprecher von Borussia Mönchengladbach.

Das ist in der Düsseldorfer Arena ähnlich, wo die Chefin des Aufsichtsrates die FDP-Bundestagsabgeordnete Gisela Piltz ist. Ihr Themenschwerpunkt: Datenschutz. Den intelligenten Kameras kann sie nichts abgewinnen: „In einer Gefahrensituation hilft es mir mehr, wenn ein Polizist in meiner Nähe.“

Doch längst ist ein neues Forschungsprojekt gestartet, nun beim Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik in Berlin. Dort wird untersucht, ob „intelligente“ Systeme für mehr Sicherheit in U-Bahnhöfen sorgen können. Extreme Bewegungsabläufe — etwa bei einer Schlägerei — könnten dann automatisch einen Alarm auslösen.

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