Von Hannover nach London: Krönungsreise wie vor 300 Jahren

Ein Laiendarsteller reist als Georg I. per Kutsche quer durch Europa.

Von Hannover nach London: Krönungsreise wie vor 300 Jahren
Foto: dpa

Hannover. Seit mehr als drei Jahren fiebern Museumsleute, England-Fans und Bewunderer des britischen Königshauses dem Royals-Jubiläum entgegen: Vor 300 Jahren bestieg der Kurfürst von Hannover, Georg I., den englischen Thron und wurde Herrscher über ein Weltreich. Die Krönungsreise des 54-Jährigen nach London stellt die Hannoversch-Britische Gesellschaft jetzt nach, um auf die am 17. Mai startende Ausstellung „Hannovers Herrscher auf Englands Thron 1714-1837“ aufmerksam zu machen.

„Am Anfang hatten wir große Ideen und wollten Pferdewechsel-Stationen aufbauen, aber das geht alles leider nicht“, berichtet der stellvertretende Chef der Gesellschaft, Hugh Pierson. Während vor 300 Jahren Adlige und Kaufleute kreuz und quer durch Europa per Kutsche reisten, wird ein Pferdegespann heute eher als Verkehrshindernis gesehen. Christine und Jürgen Reimer haben damit Erfahrung: Vor acht Jahren bereisten sie mit ihrer von vier kräftigen Rappen gezogenen Europa-Kutsche sechs Länder in sechs Monaten. Damit empfahlen sie sich für das komplexe logistische Unterfangen der Königsreise.

Mit dem von einem Laiendarsteller verkörperten Kurfürsten an Bord starten die Reimers am 30. April auf ihrem Hof in Dalle in der Lüneburger Heide. Die Stationen sind unter anderem Hannover-Herrenhausen, Loccum und Schloss Ippenburg bei Osnabrück, wo ein barockes Fest gefeiert wird. „Die Strecke orientiert sich an der historischen“, sagt Christine Reimer.

Am 12. Mai soll die Europa-Kutsche die holländische Königsstadt Den Haag erreichen. Wer eine Etappe mitfahren möchte, muss dafür bezahlen, denn die Hannoversch-Britische Gesellschaft kann nicht die komplette Aktion finanzieren. So fällt auch die historische Schiffspassage flach. Wie Georg I. diesmal den Kanal überwindet, bleibt geheim. Am 16. Mai soll der Kurfürst feierlich vor dem Londoner St. James Palace eintreffen — in einer historischen Kutsche.

Ironischerweise war der echte Kurfürst viel schneller unterwegs. Der Hofstaat mit rund 300 Männern und Frauen brach am 11. September 1714 mit Georg I. in Hannover auf. Bereits vier Tage später war der Tross in Den Haag, wo bis zum 27. September eine Pause für politische Gespräche eingelegt wurde. Am 1. Oktober 1714 traf der künftige König in London ein.

„Als sein Schiff abends in Greenwich ankam, wollten ihn so viele Menschen sehen, dass eine Barkasse kenterte und elf Menschen ertranken“, berichtet der Historiker Arnd Reitemeier. Bei der Fahrt nach London habe sich auf der London Bridge ein Stau gebildet, was die Geschäftsleute verärgerte. „Insgesamt hat die Reise keinen großen Nachhall in Europa gefunden“, fasst Reitemeier zusammen. Schließlich seien die Herrscher damals ständig unterwegs gewesen.

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