Wenn der Regen zur Sintflut wird

Wegen des Klimawandels wird es künftig häufiger Starkregen wie jetzt in Münster geben. Eine Herausforderung für Kommunen und Hausbesitzer.

Wenn der Regen zur Sintflut wird
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Düsseldorf/Münster. Plötzlich eintretender Starkregen, der Keller und Straßen unter Wasser setzt und Gullydeckel nach oben drückt — was am Montagabend im Münsterland zu schweren Schäden geführt hat, beschäftigt viele Kommunen. Rekordniederschläge gelten im Zuge des Klimawandels als zunehmendes Problem bei der Stadtentwässerung. Denn viele Kanalnetze sind nicht für die anfallenden Wassermassen ausgelegt.

Wenn der Regen zur Sintflut wird
Foto: Helmut P. Etzkorn/dpa

„Es wird in den nächsten Jahrzehnten deutlich häufiger zu starken Niederschlägen kommen“, sagt Guido Halbig, Leiter des Regionalen Klimabüros des Deutschen Wetterdienstes in Essen. Darauf sollten sich die Städte rechtzeitig einstellen. Größere Kanalrohre hat er aber nicht im Sinn: „Die Kanalnetze können nicht so ausgebaut werden, dass sie bei Starkregen alles aufnehmen. Deswegen werden Zwischenspeicher immer wichtiger.“

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In Düsseldorf hat man längst darauf reagiert. Die Stadt hat ihr Kanalnetz um 17 Stauraumkanäle erweitert, die bei Starkregen besonders viel Wasser aufnehmen können. Zusammen mit den 42 Regenrückhaltebecken können so insgesamt 268 000 Kubikmeter Wasser zwischengelagert werden. Wenn der Regen nachlässt, werden diese schrittweise an die Klärwerke weitergeleitet. Auch in Krefeld und Wuppertal wurden Sammelbecken gebaut, etwa um die immer wieder überflutete Kaiserstraße in Wuppertal-Vohwinkel zu schützen.

Hohe Erwartungen gibt es an ein Forschungsprojekt der Bergischen Universität Wuppertal mit der Stadt Solingen. Konkret geht es um das Problem, dass bei Starkregen häufig nur die Hälfte des Wassers in den Gully fließt und der Rest die Straßen überflutet. Ingenieure untersuchen im Labor und auf Solingens Straßen, wie Gullys beschaffen sein müssen, um die gesamten Wassermengen aufnehmen zu können.

In Köln setzt man auf Versickerungsflächen. Dort wird das Wasser zunehmend auf Grünflächen, Spiel- oder Sportplätze und Straßen geleitet, um eine Überlastung der Kanäle zu vermeiden. Bei Neubausiedlungen wird darauf geachtet, dass sich das Wasser auf tief gelegenen Flächen, zum Beispiel Wiesen, sammeln kann.

Doch nicht nur Kommunen müssen aktiv werden. „Vieles liegt beim Hauseigentümer. Denn in diesem Bereich kann die Stadt den Bürgern nur Hilfestellungen anbieten“, sagt Otto Schaaf, Vorstand der Stadtentwässerungsbetriebe Köln. So hätten viele kein Rückstauventil im Keller. Dieses verhindert, dass Wasser in den Keller eindringt, wenn die Kanäle voll sind.

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