Wie Frauen ihren Business-Stil finden

Berlin (dpa/tmn) - Corinna Berendt steht vor ihrem Spiegel. In Hemdbluse und Hosenanzug. „Schau, ich habe das gleiche Outfit an wie du!“, ruft ihr Freund. „Ich sah aus wie ein Mann und wahrscheinlich verhielt ich mich auch so“, erzählt Corinna.

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Das war vor einem Jahr. Seitdem hat die 32-Jährige ihren eigenen Mode-Blog: „TATH - Today at the Headquarters“. Für Frauen wie sie: jung, feminin, erfolgreich. Die Bloggerin sucht Alternativen zum konventionellen Dresscode im Business. Sie arbeitet in verantwortlicher Position in einem internationalen Konzern. Als sie anfing, wollte sie sich einfügen. Bis zu ihrem Spiegel-Erlebnis. „Mir wurde klar: Mein Outfit fühlte sich an wie eine Verkleidung. Eine Uniform fürs Business.“

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Der Business-Dresscode für Frauen ahmt nach Ansicht der Modetheoretikerin Barbara Vinken von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität den für Männer nach. „Schlechte Mimikry“, die dem Vorbild hinterherhinkt, findet sie.

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Corinna Berendt stand eine Karriere als Frau bevor, in einer Branche bestimmt von Männern. „Aber wenn ich Eigenständigkeit will, dann nicht in der Kopie des Mannes“, sagt die Bloggerin.

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Der strenge Dresscode schreibt gedeckte Farben vor: Marineblau, Schwarz, Grau, Dunkelbraun. Und unauffällige Schnitte für klassische Hosenanzüge, Kostüme, Etuikleider, Blusen. Die Finanzbranche ist eine der letzten, in der sich der konservative Business Chic noch hält, sagt Stilberaterin Daniela Kerling.

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„Hinter diesem Dresscode steht ein großes Fragezeichen“, sagt Constanze Wolff, Styling-Chefin bei Kisura, einer Mode-Plattform im Internet. „Wenn starke Frauen in einer Führungsposition sind, dann sollte es irrelevant sein, ob sie Blazer tragen oder Strickjacke.“

Bei Kisura ließen sich im vergangenen Jahr 40 000 Kundinnen aus allen Branchen beraten. Die meisten fragten nach Business Casual. Gerade in der Kreativ-Szene, wo in Start-ups auch neue Arbeitswelten entstehen, kann jeder und jede in T-Shirt und Jeans auftauchen, sagt Wolff. „Wer Kompetenz hat, muss sie nicht erst durch einen Blazer überziehen“, findet Kerling. Viele Karrierefrauen können heute mit einem Mix aus konventionellem Business-Stil und individuellen Akzenten spielen. Ein Pencil Skirt als edles Basic aus starkem, nicht knitteranfälligem Stoff ist praktisch - und passt zur feinen Bluse wie zum Shirt.

Auch modische Varianten der Klassiker können den Code lockern. Ein jung geschnittener Blazer ist vorne offen, leicht asymmetrisch. Ein Etuirock darf auch mal beschichtet sein - „solange es nicht nach Billigplastik aussieht“, warnt Wolff. Chinohosen, die oben weiter sind, beengen einen an einem langen Arbeitstag weniger.

Die Kleider dienen der Karrierefrau als Mittel, erforderliche Professionalität zu zeigen - und ihre individuellen Stärken. Einige Grundregeln für den professionellen Look hält Stilberaterin Kerling aber für unverzichtbar: zum Beispiel, dass der Rock maximal eine Handbreit über dem Knie endet. Laut Berendt sollten Frauen ihren Körper aber nicht verstecken - sondern so betonen, dass sie sich am besten zur Geltung bringen.

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