Wirtschaftsfaktor Taschengeld?

Düsseldorf. Das erste Gehalt gibt’s von Mama und Papa. Taschengeld ist für viele Kinder der erste Schritt in Richtung Unabhängigkeit. Sie entdecken, wie viel ein Euro wert ist, und stellen am eigenen Leib fest, dass ohne Moos im Kiosk um die Ecke tatsächlich nicht viel los ist.

Aber wie gut geht es unseren Kindern eigentlich? Ziemlich gut, hat die jüngste Kids Verbraucher-Analyse des Egmont Ehapa Verlages ermittelt, bei der 1588 Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren zu ihren Konsumgewohnheiten befragt wurden. Ein deutsches Kind bekommt im Durchschnitt 22,11 Euro Taschengeld im Monat und damit 1,64 Euro mehr als noch im Jahr zuvor. NRW liegt mit 21,63 Euro leicht unter dem Schnitt.

"Immer häufiger können Kinder frei entscheiden, was sie mit ihrem Geld anfangen", sagt Forschungsleiter Ralf Bauer. Der Großteil (57 Prozent) wird in Süßigkeiten und Kekse investiert; jedes dritte Kind kauft regelmäßig Zeitschriften. Auch technisch sind Kinder von heute auf dem neuesten Stand. Fast die Hälfte besitzt einen eigenen Computer, für den gerne mal neue Spiele gekauft werden. Jedes dritte Kind hat ein Handy. 20 Prozent tragen alle Kosten dafür selbst. 47 Prozent zahlen einen Teil.

Auch das Sparschwein wird fleißig gefüttert. Jedes zweite Kind spart einen Teil des Taschengeldes, bei 24 Prozent wandert sogar jeder Cent in die Sparbüchse. Im Durchschnitt legt jeder Knirps im Jahr 692 Euro beiseite. Also alle ganz vernünftig? Wir haben Kinder und Eltern nach dem aktuellen Taschengeld-Tarif gefragt.

Die zehnjährige Julia Peetz aus Wülfrath bekommt 1,50 Euro pro Woche und sagt: "Bis jetzt komme ich mit meinem Geld gut aus. Süßigkeiten und Zeitschriften kauft meistens die Mama. Nur Spiele für den Game Boy muss ich selber bezahlen." Die werden dann aus dem Sparstrumpf finanziert. Die Schülerin spart gerne und viel. Der Grund ist einfach: "Ich habe gar nicht so viele große Wünsche."

Für die Eltern war der Taschengeld-Tarif nie ein großes Thema. Was die Freundinnen bekommen, ist kein Kriterium, "aber unter den Geschwistern wird schonmal diskutiert". Ärgerlich wird es für Julia nämlich dann, wenn der achtjährige Bruder Marvin (der Kurs steht zurzeit bei einem Euro pro Woche) finanziell nachzieht. "Der hat viel früher Taschengeld bekommen als ich."

Kinder sind Konsumenten, das hat auch die Werbeindustrie gemerkt und die Kleinen zu einer heiß umkämpften Zielgruppe gemacht. Auf dem Musik- und Kinderkanal werden sie ganz gezielt mit Klingelton- und Spielzeug-Reklame bombardiert. Aber auch Pudding und Frischkäse werden mittlerweile mit lustigen Kinderliedern und in quietschbunten Bildern angepriesen. Immer häufiger wendet sich die Werbung nicht an die einkaufende Mutter, sondern an die quengelnden Kinder.

Der Kampf ums Taschengeld lohnt sich für die Wirtschaft: Laut Studie beträgt die Finanzkraft der Kinder 6,5 Milliarden Euro pro Jahr. Außerdem wird Junior immer häufiger an Kaufentscheidungen beteiligt. So dürfen 40 Prozent aller Kinder über den Urlaubsort mitbestimmen, 23 Prozent werden beim Möbelkauf konsultiert und immerhin sieben Prozent dürfen beim Autokauf mitreden.

Empfehlung Die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung empfiehlt folgenden Tarif:

Unter 6 Jahren: 50 Cent/Woche

6 bis 7 Jahre: 2 Euro/Woche

8 bis 9 Jahre: 2,50 Euro/Woche

10 bis 11 Jahre: 13 Euro/Monat

12 bis 13 Jahre: 18 Euro/Monat

14 bis 15 Jahre: 23 Euro/Monat

16 bis 17 Jahre: 40 Euro/Monat

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