Delfine bleiben auch im Halbschlaf wachsam

San Francisco (dpa) - Delfine können mindestens 15 Tage hintereinander ununterbrochen wachsam sein. Das fanden US-Forscher in Versuchen mit den Meeressäugern heraus.

In der freien Natur könnten die Tiere auf diese Weise wahrscheinlich immer mit ihren Artgenossen zusammenbleiben und fortwährend mögliche Feinde in der Umgebung lokalisieren, berichteten die Experten im Magazin „PLoS ONE“.

Die Wissenschaftler hatten in Versuchen festgestellt, dass die Tiere über Tage kontinuierlich Echolot-Signale aussenden und Objekte aufspüren können. Vermutlich ist diese Fähigkeit der Tatsache zu verdanken, dass die Hirnhälften von Delfinen sich beim Schlafen abwechseln, die Tiere also quasi immer halbwach sind.

Delfine nutzen ähnlich wie Fledermäuse ein Echoortungssystem. Sie senden also Ultraschall-Signale aus, die von im Wasser befindlichen Objekten zurückgeworfen werden. Die Delfine fangen das Echo wieder auf und können sich so ein räumliches Bild ihrer Umgebung machen. Es hilft ihnen, sich in der dunklen Unterwasserwelt zu orientieren, Beutetiere aufzuspüren oder Feinden aus dem Weg zu gehen.

Ob dies auch über lange Zeiträume möglich ist, untersuchten die Wissenschaftler um Brian Branstetter von der National Marine Mammal Foundation in San Diego (US-Staat Kalifornien) nun mit Hilfe von zwei Großen Tümmlern (Tursiops truncatus). Es handelte sich dabei um ein 30 Jahre altes Weibchen und ein 26-jähriges Männchen.

Sie ließen jeweils eines der Tiere in einem Meerwasserbassin schwimmen, das mit einer speziellen Testanlage ausgestattet war. Die Delfine mussten darin per Echoortung bestimmte Ziele auffinden. Gelang ihnen das, wurden sie mit einem Fischhappen belohnt.

Beide Tiere erledigten diese Aufgabe fünf Tage lang. Sie zeigten dabei allenfalls leichte Ermüdungserscheinungen. Insgesamt war die Leistung mit einer Trefferquote von 75 bis 86 Prozent bei dem männlichen und von 97 bis 99 Prozent bei dem weiblichen Delfin aber sehr gut. Jedes Tier machte drei fünftägige Tests.

Vor allem das Weibchen habe die Versuche begeistert und hochmotiviert absolviert, berichten die Forscher. Es habe zum Teil sogar mit „Sieges-Quiekern“ auf richtige Treffer reagiert. Die Forscher entschlossen sich daraufhin, dass weibliche Tier in einem weiteren Versuch noch über einen längeren Zeitraum zu testen. Nach 15 Tagen mussten sie den Versuch allerdings wegen eines aufziehenden Sturms abbrechen. Bis dahin hatte das Weibchen kontinuierlich Klicklaute ausgestoßen und seine Aufgabe fast perfekt erfüllt.

Die Forscher vermuten, dass die Delfine aufgrund ihres „Halbseitenschlafs“ so lange aufmerksam bleiben können. Dieser habe sich vermutlich entwickelt, damit die Meeressäuger auch im Schlaf an die Wasseroberfläche auftauchen und Luft holen können. Dass er auch die langfristige Wachsamkeit der Delfine sichere, sei mit ihren Experimenten nicht bewiesen. Dazu müssten Versuche vorgenommen werden, bei denen parallel zu den Tests Hirnströme gemessen werden.

Aus menschlicher Sicht erscheine die Fähigkeit zur tagelangen, ununterbrochenen Wachsamkeit extrem, schreiben die Forscher. Für die Delfine sei dies jedoch ziemlich normal und unspektakulär. Schließlich garantierte ihnen diese Eigenschaften das Überleben.

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