Elefant in Zoo „spricht“ koreanisch

Wien/Yongin (dpa) - Ein Elefantenbulle kann die menschliche Sprache nachahmen und fünf Wörter auf Koreanisch verständlich äußern. Dafür steckt der zwanzig Jahre alte Elefant namens „Koshik“ in einem Zoo in Südkorea seinen Rüssel in das Maul und produziert mit seinem Kehlkopf die Laute.

Das zeigt eine Studie eines internationalen Forscherteams im US-Journal „Current Biology“.

Der Dickhäuter lebte lange Zeit ohne Artgenossen in einem Zoo in Yongin, südlich von Seoul. „Wir gehen davon aus, dass er mit den nachahmenden Lauten die soziale Beziehung mit seinen Pflegern stärken wollte“, sagte die Studienleiterin und Bioakustikerin der Universität Wien, Angela Stöger. Das Tier kann nach ihren Angaben folgende Wörter verständlich von sich geben: „annyong“ (Hallo), „anja“ (Setz dich), „aniya“ (Nein), „nuo“ (Leg dich hin) und „choah“ (Gut). Die Bedeutung der Wörter verstehe „Koshik“ allerdings vermutlich nicht.

Die Laute erzeugt der Elefant mit seinem Kehlkopf. Um den menschlichen Tonfall und die richtige Klangfarbe zu erreichen, steckt der Dickhäuter seinen Rüssel in das Maul. Das sei außergewöhnlich, weil Elefanten einen besonders großen Kehlkopf haben und normalerweise sehr tiefe Laute produzieren. Oftmals auch im Infraschallbereich. „Koshiks Laute sind dabei klar von anderen Elefanten zu unterscheiden“, sagte die Forscherin.

In seiner Jugend war das Tier fünf Jahre lang ohne Artgenossen in dem Zoo im Erlebnispark „Everland Resort“ in Yongin. Heute hat der Bulle dort eine Elefantenkuh an seiner Seite. „Koshik“ sei der einzig lebende Elefant mit einer menschlichen Sprachkompetenz, der bekannt und erforscht worden sei, betonte Stöger.

Es gab vor Jahrzehnten einen Fall, in dem ein asiatischer Elefant in einem Zoo in Kasachstan Wörter in Kasachisch und Russisch imitiert haben soll. Dies wurde aber nicht wissenschaftlich untersucht.

Die Wissenschaftler wurden durch ein Video auf den Elefanten in Südkorea aufmerksam und reisten im Jahr 2010 in den Zoo. Dort machten sie Tonaufnahmen. In Deutschland lebenden gebürtigen Koreanern wurden diese Sequenzen danach vorgeführt. „Es gab eine hohe Übereinstimmung, sowohl was die Bedeutung als auch die Schreibweise der Laute betraf“, sagte Stöger. Die Worte von „Koshik“ ähnelten in ihrer akustischen Struktur sehr der Aussprache seiner Pfleger und Tierärzte.

Die Wissenschaftler rund um Stöger wollen bei weiteren Untersuchungen herausfinden, ob der Elefant noch weitere Ausdrücke lernen könnte. Dies sei von den Pflegern nie versucht worden.

Eine Anpassung an das soziale Umfeld sei bei Elefanten durchaus normal. Die Dickhäuter würden normalerweise aber nicht über so lange Zeit als Einzeltiere gehalten. Bereits erforscht wurde, dass sich der einzige afrikanische Elefant in einem Zoo in Rom dem Dialekt seiner asiatischen Artgenossen angepasst hat. Außerdem ist bekannt, dass Elefanten Motorgeräusche nachahmen können.

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