Forscher schweben im Zeppelin Luftschichten hinterher

Friedrichshafen (dpa) - Die Qualität der Luft in 1000 Metern Höhe spielt eine entscheidende Rolle für das Klima. Um diese Luftschichten erforschen zu können, greifen Wissenschaftler auf den Zeppelin zurück.

Er scheint als Fluggerät am besten dafür geeignet.

Als einziges Fluggerät kann er langsam auf- und absteigen, schweben und sogar in der Luft stehen - und stößt dabei selbst kaum Abgase aus. Am Freitag haben am Bodensee Testflüge für ein EU-Forschungsprojekt zum Klimawandel begonnen. Das gaben die Zeppelin Luftschifftechnik und das Forschungszentrum Jülich (Nordrhein-Westfalen) in Friedrichshafen bekannt.

Bei dem Projekt Pegasos untersuchen Forscher unter anderem die Atmosphärenschichten. Dabei geht es auch um den Einfluss der Luftqualität auf den Klimawandel. Die Prozesse in der Luftschicht bis zu 1000 Metern Höhe seien bisher nur lückenhaft bekannt, so Prof. Andreas Wahner vom Forschungszentrum Jülich. „Mit dem Zeppelin können wir nun erstmals umfassende Daten in dieser Region sammeln.“ Seine Kollegin Astrid Kiendler-Scharr ergänzt: „Der Zeppelin ermöglicht es uns sogar, einer Luftmasse hinterher zu fliegen, um zu beobachten, wie sie sich weiter entwickelt.“

Die tatsächlichen Forschungsflüge starten im Frühjahr 2012. Ein Zeppelin NT fliegt dann vom Bodensee aus in Richtung der Niederlande und in einer weiteren Mission im Sommer 2012 über die Po-Ebene, um die Luftqualität zu messen. Eine dritte Mission führt den Zeppelin im Jahr 2013 nach Nordfinnland. „Wir legen über 12 000 Kilometer zurück und rechnen für Pegasos mit 500 Flugstunden“, sagt Thomas Brandt, Geschäftsführer der Zeppelin Luftschifftechnik.

Während der durchschnittlich siebenstündigen Flüge arbeiten je nach Mission ein oder zwei Wissenschaftler in dem fliegenden Labor. An dem Projekt sind 26 Partner aus mehr als 15 europäischen Staaten beteiligt.

In der Zeppelin-Gondel nehmen die Wissenschaftler Messgeräte mit einem Gewicht von mehr als einer Tonne mit, um die Daten sammeln zu können. Für das Forschungsprojekt wir derzeit ein Zeppelin umgebaut, bei dem zusätzlich in einer Art Dachständer oben auf der Hülle weitere 600 Kilogramm Nutzlast für Messgeräte zur Verfügung stehen.

In der Halle der Zeppelin-Werft steht im Moment noch das rund 75 Meter lange Gerüst, das aus Kohlefaser und Aluminium besteht. In 16-monatiger Arbeit saniert Zeppelin das Luftschiff, das von 2004 bis 2010 in Japan im Einsatz war, und vermietet es dann an das Forschungszentrum Jülich für die Klimaforschungsmission. „Wir investieren zunächst rund 3,5 Millionen Euro“, sagt Brandt. Die Hülle soll Ende November, Anfang Dezember übergestülpt werden. Sie stamme aus der Raumfahrttechnologie.

Bis der Umbau fertig ist, muss für die Testflüge ein anderer Zeppelin gleicher Bauart herhalten - der hat allerdings neben der Toilette auch keinen Dachständer.

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