Gebänderte Flussköcherfliege zum Insekt 2013 ernannt

Braunschweig (dpa) - Ein unscheinbares, graubraunes Wesen rückt ins Licht der Öffentlichkeit: Die Gebänderte Flussköcherfliege ist am Mittwoch in Braunschweig für Deutschland, Österreich und die Schweiz zum Insekt des Jahres 2013 gekürt worden.

„Sie wurde stellvertretend für alle in Mitteleuropa lebenden Köcherfliegen vom Kuratorium ausgewählt“, erläutert Kuratoriumssprecher Wohlert Wohlers vom Julius Kühn-Institut (JKI). Die Jury hatte die Qual der Wahl. Allein in Mitteleuropa kommen mehr als 300, weltweit sogar mehr als 13 000 Arten von Köcherfliegen vor.

Die meiste Zeit ihres einjährigen Lebens verbringen die Insekten als Larven unter Wasser im bewachsenen Uferbereich von Seen, Teichen und Bächen. Über filigrane Fäden am Hinterleib können sie Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen. Als ausgewachsene Fliegen leben die Flussköcherfliegen nur zwei bis drei Wochen im Sommer.

Die Fliegen, deren Flügel immerhin eine Spannbreite von bis zu drei Zentimetern erreichen können, verbergen sich am Tag unter Totholz, Blättern, Steinchen oder Moos. Erst in der Dämmerung kommen sie hervor und tanzen dann in Schwärmen über dem Wasser. „Jeder hat sie schon mal gesehen, aber kaum jemand weiß etwas über ihre spannende Entwicklung“, begründet JKI-Sprecher Wohlers die Wahl.

„Sie werden häufig mit Mücken verwechselt“, erzählt Wohlers. „Aber keine Angst, Köcherfliegen sind ganz friedlich, sie stechen und beißen nicht“, versichert der Biologe. In ihrem kurzen Leben als Fliege können sie nur Tau, höchstens noch etwas Nektar aufnehmen.

So harmlos die eigentlichen Fliegen sind, so gefürchtet dürften die Larven unter Wasser sein: Sie gelten als Räuber und ernähren sich von kleineren Insekten im Wasser.

Weltweit gehören sie zu den erfolgreichsten Insekten unter Wasser. Von ihren nächsten Verwandten, den Schmetterlingen, spalteten sie sich vor etwa 250 Millionen Jahren ab.

Die Gebänderte Köcherfliege ist in Mitteleuropa in sauberen Flüssen und Seen weit verbreitet. Ihre Larven gelten als Indikator für eine gute Wasserqualität.

Ihren Namen haben die Insekten dem Schutzbedürfnis der Larven zu verdanken. Aus Holz, Steinchen oder kleinen Muscheln bauen viele Arten trichterförmige Köcher. Einige der Arten schützen ihre Larven auch durch feinmaschige Gespinste. Wieder andere - so auch der Star des Jahres 2013 - spinnen nur einen Faden. Um auch in fließendem Wasser nicht von der Strömung weggerissen zu werden, wird der Faden mit einem Sekret an einem Stein festgeklebt. Am anderen Ende hält sich die Larve mit Krallen fest, die an ihrem Hinterleib sitzen.

Das Insekt des Jahres wird seit 1999 vom gleichnamigen Kuratorium ausgewählt. Die Jury wird vom Deutschen Entomologischen Institut in Müncheberg bei Berlin ernannt, das eng mit dem JKI zusammenarbeitet.

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