Mögliche bewohnbare „Super-Erde“ gefunden

Göttingen/Hatfield (dpa) - Ein internationales Astronomen-Team hat Hinweise auf eine möglicherweise bewohnbare Super-Erde in der Nachbarschaft unseres Sonnensystems entdeckt. Bei einer Zwergsonne im Sternbild Maler (Pictor) am Südhimmel stießen die Forscher auf Spuren von drei bislang unbekannten Planeten.

Sollten sich diese drei Planeten-Kandidaten durch weitere Beobachtungen bestätigen, würde der äußerste von ihnen seinen Stern in der sogenannten bewohnbaren Zone umkreisen, wo Wasser flüssig wäre, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Astronomy & Astrophysics“. Hinweise auf Leben haben sie nicht gefunden.

Die Gruppe um Mikko Tuomi von der Universität von Hertfordshire in Hatfield (Großbritannien) und Guillem Anglada-Escudé von der Universität Göttingen hatte Beobachtungen des Sterns mit der Katalognummer HD 40307 neu analysiert. Bei dem Zwergstern waren bereits drei Planeten nachgewiesen worden, die alle in die Klasse der sogenannten Super-Erden fallen. So bezeichnen Astronomen Planeten, die mehr Masse haben als die Erde, aber weniger als der leichteste Gasplanet unseres Sonnensystem, der Uranus. Bei Super-Erden muss es sich allerdings nicht zwangsläufig um Gesteinsplaneten wie die Erde handeln.

Die ersten drei Planeten von HD 40307 waren im Licht des Sterns entdeckt worden. Die Planeten zerren mit ihrer Schwerkraft an dem Stern und lassen ihn dadurch rhythmisch hin- und herschwanken. Dadurch schwankt auch die Lichtfarbe des Sterns ganz leicht im selben Rhythmus. Dieser sogenannte Dopplereffekt lässt sich im Alltag an Schallwellen beobachten: So klingt das Martinshorn eines Feuerwehrautos heller, solange dies sich nähert. Entfernt es sich, klingt das Horn dunkler.

In der neuen Analyse stießen die Forscher auf zusätzliche rhythmische Schwankungen, die von drei weiteren Planeten ausgelöst werden könnten. Damit hätte das System insgesamt sechs Planeten. Alle bis auf einen umkreisen ihren Stern jedoch sehr viel dichter als die Erde die Sonne, damit ist es auf ihnen für Leben, wie wir es kennen, zu heiß. Der äußerste Planeten-Kandidat jedoch ist etwas weiter von seinem Stern entfernt als die Erde von der Sonne und liegt damit in der bewohnbaren Zone.

„Der Stern HD 40307 ist ein völlig ruhiger alter Zwergstern“, erläuterte Anglada-Escudé in einer Mitteilung. „Daher gibt es keinen Grund, warum ein solcher Planet nicht ein erdähnliches Klima aufrechterhalten sollte.“ Voraussetzung wäre allerdings, dass er ein Gesteinsplanet ist. Mit mindestens der siebenfachen Erdmasse könnte es sich auch um eine kleine Ausgabe des Gasplaneten Neptun handeln, schreiben die Wissenschaftler.

Dennoch empfehle sich der neu entdeckte Planeten-Kandidat als Beobachtungsziel künftiger Weltraumteleskope. Denn mit einer Entfernung von nur rund 41 Lichtjahren gehört sein Heimatstern zur kosmischen Nachbarschaft unserer Sonne. Damit ist das System nah genug, um den möglichen äußersten Planeten mit Weltraumteleskopen der nächsten Generation direkt ablichten zu können, meinen die Forscher.

Bislang haben Astronomen mehr als 800 sogenannter Exoplaneten bei anderen Sternen entdeckt, darunter eine Handvoll potenziell bewohnbarer Super-Erden. Hinweise auf Leben sind noch bei keinem davon gefunden worden.

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