Überlebenschancen nach Herzstillstand verbessern

Berlin (dpa) - Wird das Gehirn nach einem Herzstillstand nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, drohen irreparable Schäden - selbst wenn der Patient zügig wiederbelebt wird.

Überlebenschancen nach Herzstillstand verbessern
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Dieses Risiko sinkt jedoch, wenn die Körpertemperatur des Patienten rasch gesenkt wird. An der Berliner Charité will nun das bundesweit erste Exzellenzcenter für Herzstillstand die Standards für eine erfolgreiche Therapie weiterentwickeln und auch für kleine Kliniken umsetzbar machen.

„Ein Herzstück der Behandlung ist das zügige Absenken der Körpertemperatur der Patienten und die vorsichtige Wiedererwärmung nach einigen Tagen“, erläuterte Christian Storm, Leiter des interdisziplinären Cardiac Arrest Centers auf dem Charité-Campus Virchow.

Auf 32 bis 34 Grad Celsius wird der Patient dabei heruntergekühlt, so dass sich seine Stoffwechselprozesse für 24 Stunden verlangsamen. „Danach wird er sehr langsam wieder erwärmt, mit 0,5 Grad pro Stunde“, sagt Storm. „Die Zahl der Patienten, die im Koma blieben, kann durch dieses Verfahren um die Hälfte gesenkt werden.“ Etwa 150 Patienten pro Jahr werden in der Intensivambulanz behandelt, die nun Exzellenzcenter ist.

Im engen Zusammenspiel von Neurologen und Kardiologen wird dann über weitere Therapiemöglichkeiten entschieden. „Viele dieser standardisierten Verfahren sind auch in kleineren Krankenhäusern umzusetzen. Das wollen wir erreichen“, sagt Storm. Eine Umfrage an 1000 Intensivstationen deutscher Kliniken habe ergeben, dass vielerorts jedoch noch mittels Eisbeuteln gekühlt werde. „Das kann effektiver über eine Wasser durchspülte Klebedecke geschehen oder einen mit kalten Wasser gefüllten Plastikkatheter in der Leiste.“

Im Akutfall sei es jedoch immer besser, im Zweifel das nähergelegene Kreiskrankenhaus anzusteuern, als die Spezialambulanz in 100 Kilometer Entfernung, betont der Experte. 75 000 Menschen werden in Deutschland jährlich nach einem Herzstillstand reanimiert - derzeit überleben aber nur 5000 von ihnen.

Im Frühjahr hatte unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin und der Deutsche Rat für Wiederbelebung auf einer Tagung den Bedarf nach solchen speziellen Stationen (Cardiac Arrest Center) formuliert.

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