Wo ist Atombombe Nummer 78252?

1968 stürzte ein US-Bomber über Grönland ab und verlor vier Nuklearbomben. Eine blieb verschwunden.

Thule. Im Meer vor der grönländischen Stadt Thule soll eine Atombombe liegen, die nach dem Absturz eines amerikanischen B-52-Bombers nie gefunden wurde. Von den USA wurde das gefährliche Treibgut angeblich fast 40 Jahre verschwiegen, enthüllt jetzt ein Bericht des britischen Senders BBC.

Es war eines der bestgehüteten Militärgeheimnisse im Kalten Krieg: Über der 1950 vom US-Militär auf Grönland errichteten Luftwaffenbasis Thule kreisten seit den frühen 60er Jahren permanent mit Atombomben bestückte Langstreckenbomber vom Typ B-52.

Die Operation "Chrome Dome" sah vor, dass die Bomber ihre nuklearen Sprengkörper direkt nach Moskau tragen sollten, falls die Sowjetunion den Außenposten Thule angreift und zerstört.

Doch am 21. Januar 1968 ging etwas furchtbar schief. Einer der gewaltigen Bomber stürzte in der Nähe der Basis ab. An Bord: vier Atombomben. Die chemischen Sprengsätze der Atomwaffen explodierten, die nicht scharf geschalteten atomaren Köpfe jedoch nicht.

Die USA starteten umgehend eine große Rettungs- und Suchaktion. Die Piloten wurden gerettet - und laut damaligen Berichten des Pentagon auch alle vier Bomben gefunden.

Doch das war offenbar nicht die Wahrheit, deckte die BBC nun auf: Einer der vier mit Plutonium gefüllten Sprenköpfe mit der Seriennummer 78252 blieb unauffindbar. Das bestätigten mehrere mit Details der Mission vertraute Personen dem Sender, der zusätzlich noch Einblick hatte in teilweise bis heute geheim gehaltene Dokumente.

Die BBC machte zudem die beiden Piloten ausfindig, die seinerzeit den abgestürzten Bomber geflogen hatten: John Haug und Joe D’Amario.

Auch nach der Bergung der beiden Piloten und der verstrahlten Trümmer der Bomben setzte das US-Militär die Suche nach der verschwundenen Bombe im Geheimen fort. Im April 1968 wurde ein U-Boot der "Star III"-Klasse sogar unter das Polareis geschickt, um nach ihr zu suchen.

Dänemark, das Grönland in allen außenpolitischen Belangen vertritt, wurde von den USA bewusst nicht informiert. Das geht aus einem der BBC vorliegenden Dokument hervor, das die Suchaktion als "confidential NOFORN" (= streng vertraulich, keinesfalls zur Kenntnis fremder Länder) einstuft.

Die Enthüllungen der BBC zeigen nun: Irgendwo unter dem grönländischen Eis liegt immer noch ein atomarer Sprengkopf, der zwar nicht mehr explodieren, aber als tödliche Strahlenquelle noch viel Schaden anrichten kann.

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