Woelki: „Ökumene ist lebensnotwendig“

Das Miteinander gewinnt in der Krise der Kirchen an Bedeutung. Protestanten haben Wünsche an Kölner Erzbischof.

Woelki: „Ökumene ist lebensnotwendig“
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Düsseldorf. Vielerorts rücken evangelische und katholische Christen näher zusammen: Aus seiner Zeit als Erzbischof von Berlin bringe er die Erfahrung mit, dass Ökumene angesichts der abnehmenden Zahl von Christen lebensnotwendig sei, sagte der neue Erzbischof, Rainer Maria Kardinal Woelki (57), bei seiner Vorstellung in Köln.

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Nun ist das traditionell katholische Rheinland nicht die (ost-)deutsche Bundeshauptstadt, in der lediglich ein Drittel der Bevölkerung überhaupt noch einer Kirche angehört. Doch selbst hierzulande besuchen nicht einmal mehr zehn Prozent der Katholiken regelmäßig den Gottesdienst, und allein 2013 traten im Erzbistum Köln 17 000 Zeitgenossen aus der katholischen Kirche aus.

Üppige Strukturen an kleiner werdende Zahlen anpassen zu müssen — vor dieser Herausforderung stehen beide großen Kirchen. Manfred Rekowski (56), Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, hofft für die kommenden Jahre auf ein „abgestimmtes Vorgehen“, wenn Gebäude und kirchliche Einrichtungen aufgegeben werden müssen. Auf dass die Kirchen „nicht nur isolierte Insellösungen konfessioneller Art suchen, sondern an das Ganze denken“ — eine Präsenz von Christen vor Ort, in Stadtteilen und Dörfern. Dafür könne das ein oder andere Gemeindezentrum künftig dann vielleicht gemeinsam genutzt werden.

Der rheinische Präses wünscht sich vom neuen Erzbischof „mehr Rückenwind für die Nachbarschaftsökumene“. Konkret denke er dabei an gemeinsame Gottesdienste am zweiten Pfingsttag. Woelkis Vorgänger, Joachim Kardinal Meisner, habe dafür unter Verweis auf die Messpflicht im Erzbistum Köln keine Genehmigung erteilt, im Gegensatz etwa zu Bischof Stephan Ackermann in Trier. „Das wäre eine Kleinigkeit mit großem Symbolcharakter“, sagte der Präses im Gespräch mit unserer Zeitung.

Kardinal Woelki, der aus Köln stammt, habe den Wert der christlichen Zusammenarbeit in Berlin erkannt, betont Pfarrer Martin Bräuer aus dem Referat Catholica des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim. Die Protestanten bekämen einen ökumenisch pragmatischen Erzbischof als Gesprächspartner, der an der Spree stark in den sozialen und caritativ-diakonischen Bereich investiert habe.

Konfessionsverschiedene Ehepaare könnten darauf hoffen, dass Woelki ihnen verbal entgegenkomme. „Woelki ist pragmatisch konservativ. Er kann und wird nicht abweichen von der katholischen Lehre, er wird sie aber auch nicht ständig in den Vordergrund stellen.“ Atmosphärisch wird sich nach Bräuers Einschätzung einiges ändern: „Die Kampf-Rhetorik eines Kardinal Meisner hat er nicht.“

Kritik an der Ernennung Woelkis kam derweil vom Magdeburger Bischof Gerhard Feige: Es sei kein ermutigendes Signal für Ostdeutschland, wenn ein aus dem Rheinland gekommener Hoffnungsträger nach nur drei Jahren schon wieder in seine Heimat zurückkehre, sagte er. Bischof Feige nannte es befremdlich, dass für das Erzbistum Köln nach wenigen Monaten ein neuer Erzbischof gefunden wurde, während das Bistum Erfurt seit fast zwei Jahren auf einen neuen Bischof warte (siehe Kasten).

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