Zugvögel: Gänse-Safari am Niederrhein

200 000 Vögel gastieren zurzeit zwischen Wesel und Nimwegen. Sie sind zu einer Touristenattraktion geworden.

Kranenburg. Über dem Niederrhein liegt ein Hauch von Sibirien. An die 200 000 Wildgänse aus der Tundra überwintern derzeit in dem flachen Landstrich am Rhein. Die auffälligen Wintergäste sind nicht zu übersehen zwischen Wesel und Nimwegen in den Niederlanden.

Mal flattern sie in kleiner Formation über den Himmel, dann lassen sich mehrere tausend gleichzeitig auf einer Wiese nieder. Trotz eisiger Temperaturen — der hiesige Winter ist einladend für die aus dem arktischen Frost kommenden Wildgänse. Peter Malzbender, Vogelfachmann beim Naturschutzbund Nabu aus Wesel, sagt: „Hier ist es für sie wie für uns auf Gran Canaria.“

Inzwischen sind die Schwärme aus der Kälte zu einer Attraktion geworden. Wann sonst kann man die Vogelwelt Sibiriens erkunden? Mehrere tausend Besucher pro Saison bestaunen bei Bus- Exkursionen die Wintergäste. Mit Ferngläsern und Bestimmungsbüchern begeben sie sich auf die Spur der Vögel. In der typischen flachen Landschaft am Niederrhein, zwischen Bauernhöfen und alten Rheinarmen, fühlen sich die arktischen Wildgänse wohl.

„Da sind arktische Schwäne“, ruft Niederrhein-Kenner Peter Malzbender seiner Reisegruppe zu. Er deutet auf weiße Riesenvögel am Straßenrand. In dem Trupp sind auch seltene Singschwäne, zu erkennen an dem gelben Schnabel. Die hiesigen Schwäne tragen Orange. Beim nächsten Stopp am Ufer des Rheins werden noch Pfeifenten entdeckt.

Allein Malzbender begleitet pro Winter bis zu 500 Gäste durch das ländliche Revier in den Kreisen Wesel und Kleve. Mancher Bus mit 50 Plätzen ist innerhalb von Stunden ausgebucht. Auch der Nabu und die Stadt Kranenburg organisieren Exkursionen. Die entfernteste Buchung kam aus Riad in Saudi-Arabien: Ein Mann schenkte seiner Frau eine Gänse-Safari.

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