Zyklon „Evan“ verwüstet Samoa

Apia/Wellington (dpa) - Der Zyklon „Evan“ hat im pazifischen Inselstaat Samoa am zweiten Tag in Folge Zerstörungen angerichtet. Sturmböen und starker Regen peitschten nach Angaben von Augenzeugen den ganzen Freitag über die Hauptstadt Apia.

Dort hatte „Evan“ innerhalb von 24 Stunden Hunderte Bäume entwurzelt und Strommasten umgerissen. Drei Menschen kamen Medienberichten zufolge ums Leben. Zwei von ihnen sind Kinder, die ein reißender Strom fortriss.

Der Zyklon traf die 40 000-Einwohner-Stadt zwar nicht wie befürchtet erneut mit voller Wucht. Doch war in dem andauernden Sturm an Aufräumarbeiten zunächst nicht zu denken. Über die Lage in anderen Gebieten der Hauptinsel Upolu gab es zunächst keine Angaben.

„Es sieht verheerend aus“, berichtete Reporterin Marjorie Moore von der Zeitung „Samoa Observer“ der Nachrichtenagentur dpa. „Auf der Hauptstraße aus der Stadt Richtung Süden liegen entwurzelte Bäume und umgerissene Strommasten. Die Leitungen liegen quer über die Straße.“ Die Leute trauten sich aus Angst kaum raus. In der Innenstadt waren viele Straßen überschwemmt, weil der Fluss Vaisigano über die Ufer trat und eine Sturmflut über die Uferpromenade peitschte. „Autos stecken dort im Schlamm fest“, sagte Moore. Es gab keinen Strom und vielerorts kein Wasser. Die Behörden erklärten den Ausnahmezustand.

„Es sind unglaubliche Verwüstungen“, berichtete Rachael Dempsey, Mitarbeiterin der deutschen Entwicklungsorganisation GIZ. Überall seien mächtige Bäume aus der Erde gerissen worden. „Es stehen nur noch Palmen.“ Niemand habe einen Überblick über die Lage in den Dörfern, wo viele Familien in einfachen Hütten leben.

Der Zyklon brach am Donnerstag mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern in der Stunde über Apia herein. Die Behörden hatten vorgewarnt, viele Einwohner trafen Vorkehrungen. Der deutsche Honorarkonsul Arme Schreiber verankerte das Dach seines Hauses mit Seilen am Fundament. „Wir haben Glück gehabt, keine größeren Schäden“, sagte er. Beim Nachbarn sei das Dach weggeweht. Schreiber flüchtete mit seiner Familie in sein Büro, das verstärkte Wände hat. „Wir hatten eine schlaflose Nacht“, berichtete er. Ohne Strom behelfe die Familie sich mit Kerzen und einem Kerosinkocher.

Die Pazifikstaaten werden zwischen Dezember und März oft von Zyklonen heimgesucht. „Evan“ war nach Angaben der Einwohner einer der schwersten Stürme der vergangenen 20 Jahre. „Nachdem im Morgengrauen das Schlimmste vorbei war, hörten wir plötzlich einen Kirchenchor singen“, sagte Dempsey. „Die Musik wurde teils übertönt von Hämmern - da war schon jemand am Reparieren. Hier ist der Gemeinschaftssinn sehr stark, die Leute helfen sich gegenseitig und halten zusammen.“

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