300 Brücken müssen saniert werden

Viele der Bauwerke sind der Belastung bald nicht mehr gewachsen. Der Bund müsste allein in NRW 3,5 Milliarden Euro investieren.

Düsseldorf. Deutschlands Brücken bescheren dem Bund in den kommenden Jahren eine milliardenschwere Kostenlawine. Das Problem: Die meisten der bundesweit knapp 39 000 Fernstraßenbrücken (Autobahnen und Bundesstraßen), für die der Bund zuständig ist, wurden in den 1960er und 1970er Jahren gebaut. Der Straßengüterverkehr hat sich seitdem jedoch vervielfacht. Und bis 2025 rechnen Prognosen mit einer weiteren Zunahme um 80 Prozent — für viele der älteren Brückenbauwerke ist das zu viel.

In NRW wurde eigens eine Projektgruppe gegründet, um dem Problem Herr zu werden. In einem ersten Schritt werden 300 Großbrücken auf den Hauptverkehrsadern des Landes vor dem Hintergrund der Prognosen neu berechnet. Der Schwerlastverkehr ist der zentrale Faktor, weil ein einziger großer Lkw auf die Bausubstanz einer Brücke die gleiche Wirkung hat wie 160 000 Autos. „Wir rechnen mit rund 3,5 Milliarden Euro, die in diese Brücken investiert werden müssen“, erklärt Bernd A. Löchter vom Landesbetrieb Straßenbau — innerhalb von zehn Jahren. Was das bedeutet, verdeutlicht NRW-Verkehrsminister Harry K. Voigtsberger (SPD): „Allein für die Sanierung der Brücken müsste der Bund in den kommenden zehn Jahren pro Jahr soviel ausgeben, wie er derzeit insgesamt für die Erhaltung der Autobahnen und Bundesstraßen in NRW zur Verfügung stellt.“ Das sind rund 350 Millionen Euro.

Ob dieses Geld bereitgestellt wird, ist fraglich. Das Bundesverkehrsministerium teilte auf Anfrage lediglich mit, dass die Summe für die Instandhaltung schon auf 2,2 Milliarden Euro in diesem Jahr erhöht worden sei — allerdings für Fernstraßen und Brücken zusammen und verteilt auf das gesamte Bundesgebiet. Aus Sicht des ADAC ist das viel zu wenig. „Mehr als drei Milliarden Euro pro Jahr wären für den Erhalt der Brücken und Fernstraßen nötig“, sagt ADAC-Sprecher Andreas Hölzel. Aktuell wird bei ungefähr der Hälfte der rund 300 Dauerbaustellen an Brücken gearbeitet.

Den schlechten Zustand der Fernstraßen-Brücken in NRW dokumentieren auch die Noten (1,0 bis 4,0), die alle drei Jahre vom Landesbetrieb vergeben werden. Zwar wurde keine Brücke im schlechtesten Bereich 3,5 bis 4,0 eingestuft, aber gut zehn Prozent landeten bei 3,0 bis 3,4. Bei den Autobahn- und Bundesstraßenbrücken mit mehr als 500 Metern Länge war es fast jede vierte. Vor allem bei alten Spannbetonbrücken klagen Fachleute über Materialschwächen, die heute sichtbar werden.

Der Landesbetrieb betont aber, von Einsturzgefahr könne keine Rede sein. Jede der mehr als 9000 Brücken werde zwei Mal im Jahr angeschaut, hinzu komme eine kleine Prüfung mindestens alle drei Jahre und eine große alle sechs Jahre. Bei gravierenden Mängeln werde sofort reagiert.

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