Ägyptens Salafisten fordern Einführung der Scharia

Kairo (dpa) - Zehntausende Anhänger der radikalislamischen Salafistenbewegung haben in Kairo die Einführung des islamischen Rechtes (Scharia) gefordert. Die Demonstranten, die zum Teil aus weit entfernten Provinzen angereist waren, riefen: „Islamisch, islamisch, wir wollen die Verfassung islamisch.“

Sie versammelten sich nach dem Freitagsgebet auf dem Tahrir-Platz, auf dem im vergangenen Jahr auch die Massenproteste gegen den damaligen ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak stattgefunden hatten. Einige der Demonstranten kündigten an, sie wollten den Platz erst räumen, wenn ihre Forderung erfüllt worden sei. Auch in einigen Provinzstädten gab es ähnliche Kundgebungen.

Die Muslimbruderschaft, aus der Präsident Mohammed Mursi stammt, nahm offiziell nicht an der Kundgebung teil. Beobachter sind jedoch der Ansicht, dass den Muslimbrüdern die Demonstration sehr recht ist, weil sie die Ziele der Demonstranten weitgehend teilen. Der endgültige Entwurf für eine neue ägyptische Verfassung soll am 12. Dezember vorgelegt werden. Die Muslimbrüder und die Salafisten stellen die Mehrheit im Verfassungskomitee. Liberale, Feministinnen, Linke und Christen haben den Verfassungsentwurf scharf kritisiert.

Schon unter Präsident Mubarak war die Scharia eine wichtige Quelle der Gesetzgebung. Der aktuelle Verfassungsentwurf würde den Religionsgelehrten jedoch nach Ansicht liberaler Juristen erstmals direkten Einfluss auf die Gesetzgebung verschaffen.

Die Scharia sieht unter anderem die Verhängung sogenannter Körperstrafen vor. Dazu gehört, dass Dieben eine Hand abgehackt wird. Bei anderen Vergehen kann der Richter die Auspeitschung des Angeklagten anordnen.

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