Analyse: Bahn will Metalldiebe mit Hightech stoppen

Unsichtbare Mikro-Technik soll Kabel und Leitungen schützen und helfen, Täter zu überführen.

Düsseldorf. Für die Bahn geht es um viel mehr als nur um das Metall: Metalldiebe klauen immer häufiger Kabel, und das führt neben dem direkten Schaden im mittlerweile zweistelligen Millionenbereich auch zu langen Verspätungen im Zugverkehr.

Und der Trend zeigt nach oben: Allein im Vergleich zu 2010 bilanzierte die Bahn für 2011 (Stand September) einen bundesweiten Anstieg bei den Metalldiebstählen von 32 Prozent. Insgesamt 2158 Mal hatten Metalldiebe in diesem Jahr bundesweit bei der Bahn zugeschlagen, davon 378 Mal in NRW. Allein diese 378 Diebstähle führten bei 5913 Zügen zu einer Gesamtverspätung von mehr als 1200 Stunden.

Im Kampf gegen die steigende Zahl von Metalldiebstählen setzt die Bahn nun auf den Einsatz von Hochtechnologie aus dem Labor — sogenannte künstliche DNA, eine unsichtbare Kennzeichnung. Zurzeit wird die Strategie in NRW umgesetzt. In Schwerpunktregionen, darunter Herne und Köln, werden an mehreren hundert Kilometern Bahnstrecke Erdungs- und Telekommunikationsleitungen markiert. Die für die Täter unsichtbare Markierung wird durch das Aufsprühen einer Flüssigkeit, die einen DNA-Code enthält, angebracht. Oliver Wisser, Leiter Konzernsicherheit Region West: „Die künstliche DNA ist resistent gegen Sonne, Frost, Regen und Feuer. Das so gekennzeichnete Material kann der Bahn eindeutig als Eigentümerin zugeordnet werden.“

Da es im Ermittlungsfall nicht nur wichtig ist, das Eigentum nachzuweisen, sondern auch festzustellen, wo das gefundene Material gestohlen wurde, enthält die Markierung noch einen zweiten Code. Der besteht aus winzigen Metallteilchen, auf die eine Codierung aufgeätzt wurde. Dieser Code kann mit einem Mikroskop gelesen werden und erlaubt es, zum Beispiel ein Stück Kabel einer Bahnstrecke zuzuordnen.

Künstliche DNA wird von den Sicherheitsbehörden bereits seit längerem zur Bekämpfung von Verbrechen eingesetzt. In Frankfurt/Oder läuft seit April ein Pilotprojekt, in dem Autobesitzer ihr Fahrzeug mit dem „Fingerabdruck“ versehen können. So soll Diebesgut nicht nur zweifelsfrei zugeordnet, sondern auch der Verkauf erschwert werden.

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