Auch Schaeffler tafelte mit Ackermann

Geburtstagsfeier des Top-Managers im Kanzleramt bringt Merkel in Verlegenheit.

Berlin. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Bauchschmerzen. Am 22. April 2008 lud sie den Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, zum Abendessen in das Kanzleramt. Der Banker aus Frankfurt war gerade 60 Jahre alt geworden. 30 Gäste waren zum festlichen Schmaus geladen.

Jetzt ist die Entrüstung groß. Gut vier Wochen vor der Bundestagswahl fegt ein politisches Stürmchen durch die Hauptstadt, und die Frage wird gestellt, wer die "Sause" hoch über der Spree bezahlt hat.

Am Mittwoch wird das Dinner im Haushaltsausschuss des Bundestags eine Rolle spielen. Nicht nur Gesine Lötzsch von der Linksfraktion will wissen, warum die Rechnung für die Fete der Banker, Manager und Kulturschaffenden vom Steuerzahler zu begleichen ist.

Zudem kam die Frage auf, warum die Kanzlerin gegenüber Ackermann so großzügig war. Für zusätzliche Servicekräfte wurden nach Auskunft des Kanzleramts etwa 2.100 Euro gezahlt. Die Gesamtkosten des Abendessens können angeblich nicht mehr aufgelistet werden, da - so die Behörde - "der kamerale Haushalt eine Kostenrechnung nicht zulässt".

Laut Medienangaben sollen unter den Gästen Prominente wie Konzernchefin Maria-Elisabeth Schaeffler, die Verlegerin Friede Springer und der TV-Moderator Frank Elstner gewesen sein.

Der SPD-Haushaltsexperte Johannes Kahrs findet die Geburtstagsrunde "grenzwertig" und will Näheres wissen. Das Kanzleramt sei keine Event-Agentur und schon gar nicht auf Kosten der Steuerzahler, sagte er der "Passauer Neuen Presse".

Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann, hätte nur dann Bedenken, wenn der private Charakter im Vordergrund gestanden hätte. Begriffe wie "kleinkariert" und "absurde Diskussion" machten gestern ebenfalls die Runde. Christdemokraten argwöhnen, dass die Berichte über die Ackermann-Party eine Art Retour-Kutsche für den Streit um die Dienstwagennutzung von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sein könnten.

Gerne erinnert die SPD auch an den 60. Geburtstag des damaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse (SPD) im Jahr 2003 - damals regierte Rot-Grün -, als die CDU im Haushaltsausschuss die als kleinlich empfundene Frage nach den Kosten für Wein und Gesang stellte. Thierse speckte damals seine Party ab. Und nach dem offiziellen Teil übernahm die SPD die Kosten.

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