50 Jahre deutsch-französische Freundschaft

Berlin (dpa) - Ein großes Fest mit allem Drum und Dran: Im Bundestag erklingen Deutschlandlied und Marseillaise. Berlin und Paris feiern 50 Jahre Freundschaft. Und auch Merkel und Hollande kommen sich näher.

Deutschland und Frankreich haben sich 50 Jahre nach der Unterzeichnung des Élysée-Vertrages zu einer noch engeren Zusammenarbeit verpflichtet - zum Wohle beider Länder und im Interesse Europas. Bei den Jubiläumsfeiern in Berlin beschworen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident François Hollande am Dienstag die gemeinsame Verantwortung für die Überwindung der Finanzkrise. Auch die Kooperation in der Außen- und Verteidigungspolitik soll intensiviert werden. Politische Unterstützung Deutschlands gab es auch für den französischen Militäreinsatz in Mali.

Die Kanzlerin und der Präsident vereinbarten, bis Mai gemeinsame Vorschläge für eine tiefere wirtschaftspolitische Kooperation in Europa vorzulegen. Mit einem Kompromissvorschlag soll bald eine Einigung über den künftigen EU-Haushalt erreicht werden. Bei der Entwicklung erneuerbarer Energien wollen beide Länder besser zusammenarbeiten. Auch die Kooperation im Kulturbereich soll ausgebaut werden. Das Budget des Deutsch-Französischen Jugendwerks wird um zwei Millionen Euro aufgestockt.

Hollande sagte: „Es gilt, Europa Vertrauen in seine Zukunft zu vermitteln.“ Deutschland und Frankreich müssten als Motor darauf achten, andere europäische Länder mitzunehmen. „Aber wir sind diejenigen, die zeigen müssen, wohin der Weg geht“, sagte er vor deutschen und französischen Abgeordneten im Bundestag.

Merkel rief Deutsche und Franzosen dazu auf, die Freundschaft zwischen beiden Ländern mit immer neuem Leben zu erfüllen. Wie Hollande ging auch die Kanzlerin vor den Parlamentariern auf den französischen Militäreinsatz in Mali ein. Der Kampf gegen islamistische Terroristen erfordere alle Kraft. „Es ist für uns selbstverständlich, dass wir diese Herausforderungen gemeinsam annehmen. Und deshalb steht Deutschland an der Seite Frankreichs.“ Zusagen für weitere Militärhilfe machte Merkel aber nicht.

Hollande würdigte die deutsche Unterstützung mit zwei Transall-Flugzeugen. „Ich hatte nie Zweifel, dass Deutschland sich politisch solidarisch zeigen würde und die anderen europäischen Länder“, sagte er. Das Eingreifen in Mali sei notwendig gewesen. „Später wäre es zu spät gewesen.“ Der Präsident wies auch Vorwürfe zurück, Frankreich verfolge in Mali nationale Interessen. Sein Land wolle nützlich sein für Afrika und Europa, betonte er.

Bundespräsident Joachim Gauck warb bei einem festlichen Konzert am Abend für Unterstützung des Einsatzes in Mali. Frankreich habe die Initiative gegen den islamistischen Terror ergriffen, der auch eine Gefahr für Europa geworden sei. Erforderlich sei „Solidarität im Geiste, aber auch Gemeinsamkeit im Handeln.“ Das Konzert in der Berliner Philharmonie fand vor über 1000 Ehrengästen statt. Auch Merkel und Hollande nahmen daran teil. Seit einem Abendessen am Montag duzen sich die beiden - ihr Verhältnis galt bisher als eher kühl.

Etwa 400 französische Abgeordnete und zahlreiche Regierungsmitglieder waren aus Paris zu den Feierlichkeiten des 50. Jahrestages des Vertrages gekommen. Am 22. Januar 1963 hatten der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer und Staatspräsident Charles de Gaulle im Pariser Élysée-Palast die Aussöhnung der einstigen Erbfeinde und Kriegsgegner besiegelt.

Nach einer gemeinsamen Kabinettsberatung kamen die Abgeordneten zu einer feierlichen Sitzung von Bundestag und französischer Nationalversammlung zusammen. Bundestagspräsident Norbert Lammert appellierte dabei an die Jugend, das Vermächtnis der Aussöhnung zu bewahren. Die guten Beziehungen seien normal, aber nicht selbstverständlich, sagte Lammert.

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