Analyse: Israels Angst vor den ägyptischen Islamisten

Regierung in Tel Aviv fürchtet um den Friedensvertrag zwischen beiden Ländern.

Tel Aviv/Kairo. Der weltweit mit viel Sympathie bedachte Arabische Frühling hat in Israel von Anfang an großes Misstrauen und auch viele Ängste ausgelöst. Zu bekannt war die feindliche Haltung vieler Menschen im Nahen Osten gegenüber dem jüdischen Staat, eine Feindschaft, die durch autoritäre Herrscher im Zaum gehalten wurde.

Durch den Wahlsieg der Islamisten im Nachbarland Ägypten sehen die Israelis ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. „Der Prozess der Islamisierung in den arabischen Ländern ist sehr beunruhigend“, sagt Verteidigungsminister Ehud Barak.

Viele Israelis werfen dem Westen vor, systematisch den Blick vor den antisemitischen Tendenzen der Volksaufstände zu verschließen. „Die Muslimbrüder waren immer sehr antiwestlich, israelfeindlich und offen antisemitisch“, kommentierte die israelische Zeitung „Jediot Achronot“. Ephraim Kam, Nahost-Experte vom Institut für nationale Sicherheitsstudien in Tel Aviv, sagt: „Ich würde von einer weit verbreiteten Feindseligkeit in der ägyptischen Bevölkerung gegenüber Israel sprechen.“ Für Israel sei nun die Zukunft des 1978 geschlossenen Friedensvertrages von Camp David am wichtigsten.

Das israelisch-ägyptische Abkommen beendete den Kriegszustand zwischen beiden Länder. Ägypten war damals der erste arabische Staat, der Israel offiziell anerkannte. Eine Aufkündigung des Vertrages hält Kam aber für unwahrscheinlich. Zum einen würde die neue Führung in Ägypten dann die umfangreiche Finanzhilfe der USA einbüßen, auf die sie zur Beruhigung der angespannten sozialen Lage dringend angewiesen sei. Andererseits wisse die neue Regierung in Kairo auch nicht, wie Israel auf einen solchen Schritt reagieren würde.

Eine Besserung der Beziehungen zu Ägypten ist aus Sicht des Nahost-Experten dauerhaft nur möglich, wenn der israelisch-palästinensische Konflikt beigelegt wird. „Die grundsätzliche Bereitschaft, mit den Palästinensern Frieden zu schließen, war Teil des Camp David-Abkommens“, sagt Kam und betont: „Dass es bis heute keine Einigung gibt, empfinden viele Ägypter, die sich als Anwälte der Palästinenser verstehen, als Betrug durch Israel.“

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