Armee des Assad-Regimes gerät in Defensive

Damaskus/Kairo/Washington (dpa) - Die syrischen Regierungstruppen geraten im Kampf gegen die Aufständischen zunehmend in die Defensive. Die Rebellen erklärten am Mittwoch, sie hätten nach sechstägiger Belagerung einen Militärflughafen im Umland der Hauptstadt Damaskus eingenommen.

Ein Kommandeur der Freien Syrischen Armee im Umland von Damaskus sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Unsere Kämpfer haben den Akraba-Militärflughafen unter ihre Kontrolle gebracht, dieser Flughafen ist eine strategisch wichtige Einrichtung in der Nähe des Internationalen Flughafens von Damaskus.“

Im syrischen Bürgerkrieg hat sich das Kräfteverhältnis etwas verschoben, nachdem sich die Rebellen vor einigen Wochen Luftabwehr-Waffen beschaffen konnten. Am Mittwoch starben landesweit mindestens 100 Menschen, berichteten die Regimegegner. Am Dienstag seien 160 Menschen getötet worden, meldete die in London ansässige Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter. Unter den Toten sollen 40 Soldaten sein.

Die USA traten Spekulationen entgegen, dass es bereits konkrete Asylangebote für den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad gebe. Ungeachtet von Berichten über mehrere Kontaktaufnahmen Assads in Lateinamerika gebe es keine Anhaltspunkte für ein formelles Angebot, den Diktator aufzunehmen. Das erklärte der Sprecher des Außenministeriums in Washington, Mark Toner.

Der US-Regierung sei bekannt, dass Assads Mitarbeiter Kontakt zu Ländern wie Kuba, Venezuela und Ecuador aufgenommen hätten. Sie kenne jedoch keine Details. Die USA hätten den betreffenden Ländern klargemacht, dass sie Verantwortung gegenüber der syrischen Bevölkerung trügen.

Nach Angaben von Aktivisten starben am Mittwoch in Syrien sieben Soldaten, als Rebellen in der Provinz Idlib einen Kontrollpunkt an einer strategisch wichtigen Straße angriffen. Heftige Gefechte wurden aus der Umgebung des Militärstützpunktes Wadi al-Dheif gemeldet. Auf einem Stützpunkt des Militärs in der Provinz Deir as-Saur schossen die Gegner Assads angeblich einen Hubschrauber in Brand, bevor der Pilot abheben konnte.

Unterdessen will das syrische Regime verhindern, dass sein Chemiewaffen-Arsenal als Begründung für eine Militärintervention herangezogen wird. Die amtliche Tageszeitung „Al-Thawra“ schrieb: „Amerika weiß sehr genau, sogar bevor es eine Antwort der Regierung erhält, dass Syrien noch nie in dieser Situation war, und auch noch niemals daran gedacht hat. Und die Geschichte von der Bedrohung durch Chemiewaffen in Syrien ist genauso absurd, als würde man vor Atomwaffen warnen.“ Beobachter befürchten, dass Präsident Assad und seine Unterstützer Giftgas einsetzen könnten, falls ihre Gegner militärisch weitere Fortschritte machen sollten.

US-Außenministerin Hillary Clinton warnte Assad erneut vor einem Einsatz von Chemiewaffen. „Unsere Sorge ist, dass ein zunehmend verzweifelter Assad auf Chemiewaffen setzt oder die Kontrolle über diese Waffen an eine der vielen Gruppen verliert, die jetzt in Syrien operieren“, sagte Clinton am Mittwoch in Brüssel nach Beratungen der Nato-Außenminister. Die Nato-Staaten seien sich „absolut einig in der unmissverständlichen Botschaft, dass damit eine rote Linie überschritten würde und dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden“.

Im Zuge der Bemühungen um eine Lösung des Syrien-Konflikts wird Clinton am 11. Dezember nach Marokko reisen und in Marrakesch an einem Treffen der Gruppe „Freunde des Syrischen Volkes“ teilnehmen. In der Gruppe suchen Vertreter zahlreicher Staaten und Organisationen nach Wegen zur Lösung des Konflikts und planen die Zeit nach einem möglichen Sturz Assads.

Unklar blieb der Verbleib des flüchtigen Sprechers des syrischen Außenministeriums, Dschihad Makdissi, der am Dienstag mit seiner Familie aus Syrien ausgereist war. Der Diplomat habe sich nach London abgesetzt, erklärte US-Außenamtssprecher Toner in Washington. Es gebe keinen Asylantrag für die USA.

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