Bergung von Brennstäben in Atomruine Fukushima begonnen

Tokio (dpa) - In der Atomruine Fukushima hat am Montag die riskante Bergung von rund 1500 Brennstäben aus dem Abklingbecken eines beschädigten Reaktorgebäudes begonnen.

Die Brennstäbe sollen bis Ende 2014 in ein sichereres Becken umgelagert werden. Es ist die erste Bergung von Brennstäben seit Beginn der Katastrophe vom 11. März 2011. Die Umlagerung gilt als erster Schritt zur Stilllegung des AKW. Der vollständige Rückbau der Anlage dürfte etwa 30 bis 40 Jahre dauern. Der erste Tag der Bergungsarbeiten sei ohne Zwischenfälle verlaufen, gab der Betreiberkonzern Tepco bekannt.

Das Gebäude des Reaktors 4 war bei einer Wasserstoffexplosion in Folge des Erdbebens und Tsunamis beschädigt worden. Das Abklingbecken liegt in rund 30 Metern Höhe. Die 1331 abgebrannten sowie 202 unbenutzten Brennstäbe - so viele wie in keinem anderen Reaktor in Fukushima - sind von kleinen Trümmerteilen umgeben, die sich verkeilen können. Die Bergung müsse daher mit „höchster Vorsicht“ erfolgen, warnte der Chef der Atomaufsichtsbehörde, Shunichi Tanaka.

Arbeitskräfte begannen am Nachmittag (Ortszeit) zunächst damit, einen 5,60 Meter hohen und 91 Tonnen schweren zylinderförmigen Stahlbehälter von 2,10 Meter Durchmesser in das Abklingbecken auf dem obersten Stockwerk des Reaktorgebäudes zu hieven. Bis zum frühen Abend wurden dann nacheinander mit einer Spezialvorrichtung vier Brennstäbe in den Behälter befördert. Es habe keine Probleme gegeben, hieß es. Die Strahlung um das Becken habe 0,04 Millisievert betragen.

Der Behälter soll bis Dienstagabend mit 22 Brennstäben gefüllt sein. Später wird er aus dem Becken geholt, dekontaminiert und mit einer Kranvorrichtung rund 30 Meter hinunter zur Erde gehievt. Lastwagen werden den Behälter dann in ein anderes Becken etwa 100 Meter entfernt transportieren, wo sie sicherer gelagert werden.

„Abgebrannter Brennstoff birgt potenziell ein sehr großes Risiko“, sagte Tanaka kürzlich zu der nun begonnenen Bergung. Er selbst sei darüber mehr besorgt als über das Problem mit den Lecks an hochgradig verstrahltem Wasser, das auf dem AKW-Gelände in rund 1000 Tanks gelagert wird. Der Betreiber Tepco versicherte jedoch, dass eine erneute Katastrophe samt Kernspaltung infolge der Bergung der Brennstäbe aus Reaktor 4 sehr unwahrscheinlich sei. Selbst wenn der Behälter herunterfallen oder ein Brennstab brechen und Strahlung freigesetzt werden sollte, so versichert Tepco, bestehe kein großes Strahlenrisiko für die Umgebung des AKW. Das Gebäude ist abgedeckt.

Zwar war der Reaktor 4 zum Zeitpunkt des Erdbebens am 11. März 2011 wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet. Daher war es auch nicht wie in den Reaktoren 1 bis 3 zu Kernschmelzen gekommen, da sich die Brennstäbe schon im Abklingbecken befanden. Das Gebäude wurde jedoch beschädigt und das Dach über dem im obersten Stockwerk gelegenen Abklingbecken bei der Wasserstoffexplosion zerstört. Es müsse unbedingt vermieden werden, dass die Brennstäbe mit Gewalt herausgezogen werden, sollten sie sich mit den im Becken liegenden kleinen Trümmerteilen verklemmen, so Atomaufsichtschefs Tanaka.

Tepco hatte bereits im Juli vergangenen Jahres probehalber zwei Brennstäbe aus dem Becken entfernt. Zwar scheinen die Stäbe nicht weiter stark beschädigt zu sein. Es könne jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass sich kleine Beschädigungen im Zuge der Bergung vergrößern, wurde Tanaka zitiert. Nach Ansicht der Regierung kann frühestens in etwa zehn Jahren damit begonnen worden, auch die Reaktoren 1 bis 3 zu entkernen. Doch wegen der extremen Strahlung weiß niemand, wo sich der geschmolzene Brennstoff überhaupt befindet.

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