Biosprit: Die USA führen schon E15 ein

In Amerika ist E10 längst akzeptiert. Jetzt folgt die nächste Stufe. Obama will vor allem die Abhängigkeit vom Öl verringern.

Washington. Während in Deutschland der Streit um den Biosprit E10 tobt, diskutieren die Amerikaner bereits über die Einführung von Kraftstoffen mit einem noch höheren Ethanol-Anteil: In den USA ist E15 in aller Munde.

Nun hat die Regierung grünes Licht für die Herstellung des neuen Mischkraftstoffs gegeben. In einigen Staaten wie Texas, Ohio und Louisiana kann man E15 schon tanken. In den meisten Bundesstaaten müssen die Parlamente aber noch zustimmen. E10 wird es daneben weiterhin geben.

Plötzlich scheinen die Rollen vertauscht zu sein: Nachdem Ex-Präsident George W. Bush sich geweigert hatte, das Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz zu unterzeichnen, wurde den USA vorgeworfen, ihre Energiepolitik sei ausschließlich an den Interessen der Ölmultis ausgerichtet.

Doch ungeachtet der Macht der Ölkonzerne haben sich die Vereinigten Staaten mittlerweile als Vorkämpfer für erneuerbare Kraftstoffe profiliert. Gemeinsam mit Brasilien sind die USA für mehr als Dreiviertel der weltweiten E10-Produktion verantwortlich.

Präsident Barack Obama will den Marktanteil des Biosprits mit der E15-Einführung weiter ausbauen — trotz wachsenden Widerstands der Energiekonzerne. Die Argumente für und gegen Biosprit sind im Wesentlichen dieselben wie in Deutschland: Die Öl- und Lebensmittelbranchen wollten die Einführung von E10 verhindern und laufen nun auch gegen E15 Sturm.

Die jüngste Entscheidung der Umweltbehörde EPA, Produktionsbeschränkungen für E15 aufzuheben, sei „voreilig“ und „stellt ein Risiko für Verbraucher dar“, schimpft das American Petrouleum Institute, der Dachverband der US-Benzinhersteller.

Lebensmittelhersteller warnen, dass Fleischpreise in schwindelerregende Höhe steigen würden. Die US-Autofahrer reagieren bisher aber gelassen. Die landesweite E10-Einführung 2007 wurde schnell akzeptiert. Fast alle Autos in den USA sind für diesen Biosprit zugelassen. Nur vereinzelt gab es Meldungen über Schäden an Einspritzpumpen durch E10.

Entsprechend sicher ist sich daher Obama, dass die Akzeptanz von E15 ähnlich hoch sein wird. Zudem hat er ein zugkräftiges Argument parat: Auch wenn sich der Nutzen des Biosprits für die Umwelt in Grenzen halte, trage er doch dazu bei, die Abhängigkeit von ausländischem Öl zu verringern. Gerade angesichts steigender Benzinpreise und der Unruhen im arabischen Raum kommt das in der Öffentlichkeit gut an.

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