Chodorkowski-Partner kommt überraschend früher frei

Moskau (dpa) - Kremlkritiker sprechen von einem überraschenden Schritt: Ein russisches Gericht erlässt dem Kompagnon von Öl-Milliardär Chodorkowski, Platon Lebedew, einen Teil seiner Haftstrafe. Doch Bürgerrechtler kritisieren weiter politische Justizwillkür.

Lebedew (55), Ex-Geschäftspartner des inhaftierten Kremlkritikers Michail Chodorkowski, soll fast dreieinhalb Jahre früher als vorgesehen am 2. März 2013 freikommen. Ein Gericht in der nordrussischen Stadt Welsk reduzierte die Haftstrafe am Mittwoch von 13 Jahren auf 9 Jahre und 8 Monate, wie Lebedews Unterstützerseite mitteilte. Grund sei eine Gesetzesänderung, die auch Inhaftierten zugute komme. Die Prozesse gegen Lebedew und Chodorkowski gelten als politisch motiviert.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, allerdings hatte sich zuvor auch der Staatsanwalt für eine Haftmilderung ausgesprochen. Lebedews Anwälte hatten gefordert, ihren Mandanten sofort freizulassen. Sie hätten noch nicht entschieden, ob sie Einspruch einlegten, hieß es.

Das Urteil sei kein Hinweis darauf, dass auch Chodorkowski auf eine geringere Strafe hoffen könne, sagte Tanja Lokschina von der Organisation Human Rights Watch in Moskau der Agentur Interfax. „Wir hoffen, dass Chodorkowski und Lebedew bald in Freiheit sind und wollen glauben, dass dies ein erster Schritt ist“, sagte Lokschina. Ljudmila Alexejewa von der Moskauer Helsinki-Gruppe kritisierte die Strafminderung als „zur Schau gestellte Humanität“.

Zuvor hatte die Justiz Anträge des kranken Lebedew auf Bewährung stets abgewiesen und ihm schlechte Führung vorgeworfen. Der ehemalige Topmanager war in zwei international kritisierten Prozessen gemeinsam mit Chodorkowski unter anderem wegen Öldiebstahls und Steuerhinterziehung verurteilt worden. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erkennt die Männer als politische Gefangene an.

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