Ein Schlaglicht auf Amerikas Neonazis

Das Attentat im Sikh-Tempel in Wisconsin geht auf das Konto eines Rechtsradikalen.

Washington. Das Blutbad in dem Sikh-Tempel im US-Staat Wisconsin hat die fast vergessene Neonazi-Szene des Landes wieder ins Bewusstsein der Amerikaner gerückt. Der sechsfache Todesschütze war nach Beobachtern ein Hitler-Anhänger, der als Sänger in rechtsradikalen Bands bei „Hass-Festivals“ auftrat.

Warum der 40-Jährige sich ausgerechnet einen Tempel der Anhänger der religiösen Reformbewegung aus Indien für sein Massaker aussuchte, kann wohl niemals genau ermittelt werden. Der Täter wurde bei seinem Amoklauf von einem Polizisten erschossen und nimmt seine Motive mit ins Grab. Augenzeugen meinen laut US-Medien, er könnte seine Opfer mit Muslimen verwechselt haben.

Viele rechtsradikale Gruppierungen in den USA bewegen sich weitgehend außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung. Die Zeiten, in denen Mitglieder des noch immer bestehenden rassistischen Ku-Klux-Klan öffentlichkeitswirksam in ihren weißen Kutten mit Kapuzen und brennenden Kreuzen durch die Nacht zogen, um Angst und Schrecken zu verbreiten, sind längt vorbei. Auch die großen Neonazi-Organisationen der 80er und 90er Jahre wie die „Aryan Nations“ oder die „National Alliance“ sind mittlerweile in Splittergruppen zerfallen und machen sich Konkurrenz.

Aufmerksamkeit erwecken Rechtsradikale nur mit extremen Gewalttaten. Etwa als der Neonazi Timothy McVeigh 1995 in Oklahoma-City ein Regierungsgebäude in die Luft jagte und 168 Menschen tötete. Ein anderer Einzeltäter war der Schwarzen-Hasser und Antisemit James von Brunn, der 2009 im Washingtoner Holocaust-Museum einen Wachmann tötete.

Doch im Kleinen kommt es häufig zu rassistisch motivierten Hassverbrechen, wie die Bürgerrechtsorganisation Southern Poverty Law Center (SPLC) auflistet. Da werden Hakenkreuze an Mauern von Synagogen geschmiert oder Galgenschlingen an den Zaun der muslimischen Nachbarn gehängt.

Nach einer aktuellen SPLC-Zählung gibt es mehr als 1000 „aktive Hassgruppen“ in den USA. Manche richten sich gegen Homosexuelle, gegen nicht-christliche Religionsgemeinschaften oder gegen die Regierung als solche, doch die meisten haben knallharte rassistische Motive. Und so geht für das US-Heimatschutzministerium nicht nur von radikalen Islamisten die Gefahr eines massiven Terroranschlags aus, sondern ganz ausdrücklich auch von rechtsextremen Fanatikern.

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