Heiligsprechung: Großereignis im Vatikan

Am Sonntag spricht Papst Franziskus seine Vorgänger Johannes XXIII. und Johannes Paul II. heilig. Übertragen wird alles in 3D.

Heiligsprechung: Großereignis im Vatikan
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Rom/Warschau. Er war der Papst aus dem Osten, jenseits des Eisernen Vorhangs. Schon allein das machte die Wahl des Krakauer Erzbischofs Karol Wojtyla zum Oberhaupt der katholischen Kirche zur Sensation. Der erste Nicht-Italiener auf dem Petersthron seit mehr als 450 Jahren war ganz anders — geprägt von der Erfahrung mit zwei Diktaturen, der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg und dem Stalinismus, in dem für Kirche und Religion kein Platz sein sollte.

Johannes XXIII. wird auch heiliggesprochen.

Johannes XXIII. wird auch heiliggesprochen.

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„Santo subito“ (Heiligsprechung sofort), hatten die Gläubigen nach dessen Tod 2005 verlangt. Nach einem bemerkenswert raschen Verfahren wird Johannes Paul II. nun ein Heiliger.

Rom steht damit am „Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit“ direkt nach Ostern vor der Heiligsprechung mit der größten Resonanz in der Geschichte der katholischen Kirche. Werden es „nur“ Hunderttausende sein oder aber Millionen, die auf dem Petersplatz oder vor einem der Großbildschirme in der Ewigen Stadt die feierlich von Jorge Mario Bergoglio vollzogene Zeremonie verfolgen?

Immerhin wird der Pole Karol Wojtyla nicht allein in diesen Stand gehoben. Franziskus hatte entschieden, gleichzeitig auch Johannes XXIII. heiligzusprechen, der wegen seiner Demut und Volksnähe gern „der gute Papst“ genannt wird. Sie waren sehr unterschiedlich, aber bei beiden hat die katholische Kirche gute Gründe, sie zu Heiligen zu erheben. Vielleicht nimmt ja auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. an der Zeremonie teil; eingeladen ist er. Dann könnten zwei Päpste zwei ihrer Vorgänger feiern.

Johannes Paul II. trug seinen Teil dazu bei, dass der kommunistische Osten in sich zusammenfiel. Er besuchte als „eiliger Vater“ auf Reisen die Gläubigen in aller Welt und nahm die Gebrechlichkeit des Menschen in einem langen Leiden auf sich. Johannes XXIII. brachte seiner Kirche vor fünf Jahrzehnten unerwartet viel frische Luft, verordnete ihr mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) und seinen Reformen einen großen Schritt in die Jetztzeit. Daran könnte Franziskus anknüpfen.

Wie auch immer: Allein der polnische Papst, der die Massen vor allem auch durch das Leiden bis zum Tod für sich eingenommen hatte, macht die Heiligsprechungen nicht nur zu einem historischen, sondern auch zu einem erstrangigen medialen Ereignis. Für das Ereignis schaltete der Vatikan eine Internetseite frei; der feierliche Akt soll nun in mindestens 20 Länder in 3D übertragen werden.

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