Indien hängt Angreifer von Mumbai

Der Pakistaner überlebte als einziger Täter die Anschlagsserie von 2008. Damals starben 166 Menschen — darunter drei Deutsche.

Neu Delhi. Bis zuletzt hielt die indische Regierung die Hinrichtung Ajmal Kasabs streng geheim. Fast auf den Tag genau vier Jahre nach der Terrorserie in der westindischen Finanzmetropole Mumbai (früher Bombay) wurde der einzige lebendig gefasste Angreifer am Mittwoch gehängt.

Wenige Minuten, nachdem der 24 Jahre alte Pakistaner um 7.30 Uhr am Galgen starb, brach die Nachricht über das Land hinein — und ließ die Emotionen hochkochen. Die Angriffe der militanten Islamisten werden in Indien bis heute als Demütigung empfunden und haben sich tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt.

„Mumbais Metzger gehängt“, meldete der Nachrichtensender „Headlines Today“. Und im Laufband des Senders „Times Now“ flimmerte über den Bildschirm: „Die Nation feiert die Hinrichtung.“ Das stimmte so pauschal nicht, es gab Stimmen, die den Tod Kasabs nicht als Genugtuung empfanden. In der öffentlichen Debatte überwog aber klar die andere Seite.

Nur zehn Mann gelang es vor vier Jahren, ganz Indien über 60 Stunden hinweg in Schockstarre zu versetzen. Die Angreifer waren übers Meer aus der pakistanischen Hafenstadt Karachi gekommen, sie konnten unbehelligt an Mumbais Küste landen.

Am Abend des 26. November 2008 begannen sie ihre koordinierten Angriffe. Sie verschanzten sich in Luxushotels — darunter das berühmte „Taj Mahal“ — und stürmten ein jüdisches Gemeindezentrum, sie griffen den Hauptbahnhof und ein Café an.

Erst am 29. November war das Blutbad beendet, das weltweit für Entsetzen sorgte. Die furchtbare Bilanz: 166 Menschen wurden von den Terroristen ermordet. Unter den 28 ausländischen Opfern waren drei Deutsche. Auch neun Angreifer starben, Kasab wurde verwundet gefasst. Bald danach gelangte Indien zu der Überzeugung, dass die Angreifer von der aus Pakistan heraus operierenden Terrororganisation Lashkar-e-Taiba (Armee der Reinen) geschickt worden waren.

Bis heute belasten die Angriffe von Mumbai das bilaterale Verhältnis schwer. Indien verdächtigt Pakistan weiter, Terroristen, die Angriffe in Indien planen, nicht zu bekämpfen — oder sie sogar zu unterstützen.

Zwar reden Indien und Pakistan wieder miteinander. Doch das Misstrauen besonders in Neu Delhi sitzt tief. Und niemand weiß, ob Indien ein weiteres Mal besonnen reagieren würde, sollte Terroristen aus Pakistan erneut ein Angriff wie in Mumbai gelingen.

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