Israel lässt 550 weitere Palästinenser frei

Tel Aviv (dpa) - Einen für tausend: Israel und die radikalislamische Hamas haben ihren umfassenden Gefangenenaustausch abgeschlossen. Israel ließ am Sonntagabend 550 palästinensische Häftlinge frei.

Es handelte sich um die zweite Gruppe der insgesamt 1027 Palästinenser, die Israel im Austausch für den Soldaten Gilad Schalit freilassen musste. Schalit war vor zwei Monaten nach mehr als fünf Jahren Geiselhaft im Gazastreifen freigekommen.

505 Häftlinge wurden am späten Abend in Bussen über den Beitunia-Übergang in das Westjordanland gebracht, wie Augenzeugen berichteten. Weitere 41 Gefangene kehrten in den Gazastreifen zurück und zwei weitere nach Jordanien. Zwei weitere Gefangene kamen nach Ost-Jerusalem zurück.

Bei den meisten handelt es sich um Mitglieder der gemäßigteren Fatah-Organisation. In der ersten Phase des größten Gefangenenaustauschs seit einem Vierteljahrhundert waren vor allem Hamas-Mitglieder entlassen worden, von denen viele an tödlichen Anschlägen auf Israelis beteiligt waren.

Am Beitunia-Übergang nahe Ramallah kam es am Sonntag zu Konfrontationen zwischen wartenden Angehörigen der Häftlinge und israelischen Soldaten. Dabei wurden nach Armeeangaben ein Soldat und nach Medienberichten auch mehrere Palästinenser verletzt.

Am Amtssitz des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas in Ramallah wurden die Gefangenen am späten Sonntagabend zu Freudenfeiern erwartet. Der palästinensische Häftlingsminister Issa Karaki äußerte sich allerdings enttäuscht und sagte, viele der Gefangenen hätten in den kommenden Monaten ohnehin ihre Haftstrafen abgesessen. „Hamas hätte der zweiten Gruppe genausoviel Aufmerksamkeit widmen müssen wie der ersten und es nicht Israel überlassen sollen, über die Freizulassenden zu entscheiden“, sagte er.

Die Gefangenen, die zum Abschluss des Austauschprogramms freikamen, haben weniger schwere Straftaten als die Häftlinge der ersten Welle begangen. Das höchste Gericht Israels hatte am Freitag Klagen gegen die Freilassung der 550 Gefangenen abgewiesen.

Nach Informationen der Gefängnisbehörde sind auch 56 Minderjährige im Alter von 14 bis 17 Jahren unter den Freigelassenen. Jugendliche Palästinenser werden mitunter festgenommen, wenn sie etwa an Steinwürfen auf israelische Soldaten beteiligt sind.

Am 18. Oktober hatte Israel den Soldaten Schalit in einem ersten Schritt gegen 477 palästinensische Häftlinge ausgetauscht. Bei den Verhandlungen zwischen den Todfeinden Israel und Hamas hatte zunächst Deutschland und dann vor allem Ägypten vermittelt.

Nach dem umfassenden Gefangenenaustausch verbleiben nach Angaben der Gefängnisbehörde noch etwa 4250 „Sicherheitshäftlinge“ in israelischen Gefängnissen. Damit werden Palästinenser beschrieben, die im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt festgenommen oder verurteilt wurden.

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