Kabul erklärt Taliban-Anführer Mullah Omar für tot

Kabul (dpa) - Die afghanische Regierung hat Taliban-Anführer Mullah Mohammed Omar für tot erklärt. Er sei im April 2013 in Pakistan gestorben, hieß es am Mittwoch in einer Mitteilung auf der Internetseite von Präsident Aschraf Ghani.

Kabul erklärt Taliban-Anführer Mullah Omar für tot
Foto: dpa

Die Regierung berief sich auf „glaubhafte Informationen“.

Hasib Siddiki, Sprecher des afghanischen Geheimdienstes NDS, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Wir bestätigen, dass Mullah Omar nicht länger am Leben ist.“

Der Sprecher der radikalislamischen Gruppe, Sabiullah Mudschahid, wollte die Berichte vom Mittwoch über den Tod Mullah Omars zunächst weder bestätigen noch dementieren, kündigte aber eine Stellungnahme an. Frühere Todesmeldungen hatten die Taliban wiederholt bestritten. US-Regierungssprecher Eric Schultz stufte die Berichte als glaubwürdig ein. Warum die amerikanischen Geheimdienste offenbar nicht von dem Tod wussten, erläuterte er nicht.

Der nach unterschiedlichen Angaben 1959 oder 1960 geborene Mullah Omar stand von 1996 bis 2001 der radikalislamischen Taliban-Regierung in Afghanistan vor. Er gewährte Al-Kaida-Chef Osama bin Laden Unterschlupf. Nach dem US-geführten Einmarsch in Afghanistan tauchte er Ende 2001 ab und wurde in Pakistan vermutet.

Der NDS-Sprecher sagte der dpa: „Er (Mullah Omar) starb im April 2013 in einem Krankenhaus in Karachi unter ungeklärten Umständen.“ Dies hätten dem NDS mehrere Quellen bestätigt. „Er war krank. Aber wir wissen nicht, ob er an seiner Krankheit starb oder aus anderen Gründen. Wir untersuchen das noch.“ Ein afghanischer Regierungsvertreter, der nicht namentlich genannt werden wollte, hatte der dpa zuvor gesagt, Omar sei an einer Krankheit gestorben.

Unter Berufung auf einen hochrangigen Taliban-Vertreter berichtete die pakistanische Zeitung „Express Tribune“, Omar sei vor zwei Jahren an den Folgen einer Tuberkulose-Erkrankung gestorben.

Die afghanische Regierung teilte mit, sie gehe davon aus, dass die Voraussetzungen für die afghanischen Friedensgespräche nun günstiger seien. Sie rief alle bewaffneten Oppositionsgruppen auf, die Gelegenheit zu nutzen, um sich am Friedensprozess zu beteiligen.

Noch in dieser Woche ist die zweite Runde der direkten Gespräche zwischen Vertretern der Regierung in Kabul und Repräsentanten der Taliban geplant. Mitte Juli war Omar eine Botschaft zugeschrieben worden, in der er anlässlich des Auftakts der Gespräche Unterstützung für Verhandlungen über ein Ende des Krieges signalisiert haben soll.

Omar hatte in den 1980er Jahren gegen die sowjetischen Truppen in Afghanistan gekämpft. Nach dem Sturz des kommunistischen Regimes im Jahr 1992 brach ein Bürgerkrieg in Afghanistan aus, von 1996 bis 2001 waren die Taliban an der Macht. Nach den Al-Kaida-Anschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington weigerten sich die Taliban, Bin Laden an die USA auszuliefern. US-geführte Truppen marschierten in Afghanistan ein, die Taliban wurden gestürzt. Omar verschwand im Untergrund. Die USA setzten damals ein Kopfgeld in Höhe von zehn Millionen Dollar auf ihn aus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort