Letzte US-Truppen haben Irak verlassen

Washington (dpa) - Abschied im Morgengrauen: Fast neun Jahre nach Beginn des Irak-Kriegs haben die US-Truppen endgültig das Land verlassen. Der letzte Konvoi mit rund 500 Soldaten überquerte am Sonntag die Grenze zum Nachbarland Kuwait.

Das dokumentierten der US-Sender CNN und andere Medien mit Live-Bildern. Seit Kriegsbeginn 2003 kamen nach US-Angaben etwa 4500 US-Soldaten und mehr als 100 000 irakische Zivilisten ums Leben. Der Krieg kostete die USA fast eine Billion Dollar.

Die Soldaten passierten die Grenzstation in der Wüste mit 110 schweren gepanzerten Fahrzeugen und Tiefladern. Anschließend wurde das Grenztor geschlossen. Ein Armeesprecher bestätigte dem Sender, dass damit der Abzug der US-Soldaten rechtzeitig vor dem Weihnachtsfest abgeschlossen sei.

Viele der Heimkehrer rissen nach der Überquerung der Grenze vor Freude die Arme hoch. „Ich kann es nicht abwarten, meine Frau und Kinder anzurufen und ihnen zu sagen, dass ich in Sicherheit bin“, zitierte die „Washington Post“ den Soldaten Rodolfo Ruiz. General Lloyd Austin, der bis zum vergangenen Freitag Topkommandeur der US-Truppen im Irak war, nahm das letzte Kontingent in Kuwait in Empfang.

Mit dem Abzug endet ein höchst umstrittener Kriegseinsatz. Die Irak-Mission war immer wieder von Skandalen überschattet, wie der Folteraffäre im Gefängnis von Abu Ghoreib oder verbrecherischen Einsätzen des zivilen Sicherheitsdienstes Blackwater.

Als Begründung für den Einmarsch wurde unter der Regierung des Republikaners George W. Bush die Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen in den Händen des später hingerichteten Diktators Saddam Hussein angeführt. Diese Waffen wurden allerdings nie gefunden. Der Kampfeinsatz war vom UN-Sicherheitsrat nicht legitimiert worden.

Knapp ein Jahr vor der nächsten US-Wahl erfüllt Präsident Barack Obama, der ein entschiedener Gegner des Krieges war, mit dem Abzug eines seiner zentralen Versprechen. Die Sicherheitslage im Irak gilt hingegen weiterhin als äußerst instabil. Die irakischen Sicherheitskräfte sind nun vollständig für die Sicherheit im Land verantwortlich.

Laut CNN waren Soldaten aus Fort Hood in Texas die letzten, die den Irak verließen. Sie seien in der Nähe von Nassirija rund 300 Kilometer südlich von Bagdad stationiert gewesen. Zunächst würden die Soldaten im US-Feldlager Virginia in Kuwait untergebracht, bevor es mit dem Flugzeug in die Heimat gehe, hieß es.

Der Abzug verlief in aller Heimlichkeit. Aus Sorge vor Anschlägen seien die Iraker nicht über den Zeitpunkt informiert worden, berichtete die „New York Times“ am Sonntag. Viele US-Soldaten hätten nicht einmal die Möglichkeit gehabt, sich von ihren irakischen Bekannten zu verabschieden. Zuletzt hielten sich noch knapp 6000 US-Soldaten im Irak auf. Auf dem Höhepunkt des Konflikts waren bis zu 171 000 Mann der Koalitionstruppen im Land stationiert.

Der Irak-Krieg hatte im März 2003 mit Luftschlägen auf Bagdad und andere Ziele begonnen. Später marschierten Truppen einer internationalen Koalition unter US-Führung in das Land ein und stürzten den Diktator Saddam Hussein.

Nach Angaben der US-Regierung waren mehr als 1,5 Millionen US-Soldaten - über die gesamte Zeit gesehen - im Irak im Einsatz. Mehr als 30 000 wurden verletzt.

US-Präsident Obama hatte am vergangenen Mittwoch bereits einen symbolischen Schlussstrich unter den Irakkrieg gezogen und den Truppen für ihren Einsatz gedankt. In seiner Rede vor hunderten Soldaten auf dem Heeresstützpunkt Fort Bragg im Bundesstaat North Carolina bezeichnete er das Kriegsende als „historischen Augenblick für unser Land und unser Militär“.

Zwei Tage zuvor hatte er mit dem irakischen Regierungschef Nuri al-Maliki in Washington über das neue Verhältnis beider Länder nach Ende des Militäreinsatzes gesprochen. Dabei hatten beide den Beginn einer neuen Ära der Partnerschaft und Zusammenarbeit beschworen.

Al-Maliki wertete den Abzug der US-Truppen als Zeichen des Erfolges - im Gegensatz zu dem, was manche andere sagten. Die gesteckten Ziele seien erreicht, ein „demokratischer Prozess“ etabliert worden.

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