Massaker in Pakistan: Taliban töten mehr als 130 Schulkinder

Peshawar (dpa) - Bei einem Überfall islamistischer Taliban auf eine Schule des Militärs sind in Pakistan mindestens 130 Kinder und Jugendliche getötet worden.

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Die Terroristen bezeichneten die Attacke als einen Racheakt für eine seit Monaten laufende Militäroffensive in ihren Stammesgebieten. Bei dem Angriff auf die Schule in der pakistanischen Millionenstadt Peshawar kamen am Dienstag insgesamt mehr als 140 Menschen ums Leben, mehr als 250 weitere wurden verletzt, wie die Regierung der Provinz Khyber-Pakhtunkhwa mitteilte.

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Am Dienstagabend (Ortszeit) beendete die Armee die Geiselnahme nach stundenlangen Gefechten. Alle sechs Angreifer seien tot, teilte das Militär mit. Die Extremisten waren vormittags in die vom Militär betriebene Schule eingedrungen und hatten etwa 500 Schüler und Lehrer als Geiseln genommen. Pakistanischen Medienberichten zufolge missbrauchten die Taliban Schüler als menschliche Schutzschilde.

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Mehr als hundert Kinder sterben bei Taliban-Angriff auf Schule
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Mehr als hundert Kinder sterben bei Taliban-Angriff auf Schule

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Es wurde befürchtet, dass die Opferzahl weiter steigt. Mehrere Dutzend Kinder erlitten Schussverletzungen.

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Der Angriff sorgte weltweit für Entsetzen. „Die Geiselnahme und Ermordung von Kindern und Jugendlichen ist an Grausamkeit nicht zu überbieten“, schrieb Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Kondolenztelegramm. Bundespräsident Joachim Gauck sprach von einem „feigen Akt des Terrorismus“. US-Außenminister John Kerry sagte in London: „Dieser Terrorakt erzürnt und erschüttert alle Menschen mit Gewissen, und wir verurteilen ihn aufs Schärfste.“

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Ein Sprecher der Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP) versuchte, den Angriff in örtlichen Medien zu rechtfertigen. Die vom Militär betriebene Schule sei zum Ziel geworden, „weil sie auch unsere Familien angreifen. Wir wollen, dass sie den Schmerz fühlen, den wir fühlen.“ UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erwiderte in New York, kein Anlass könne so einen Anschlag rechtfertigen.

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Die Armee geht in den Stammesgebieten im Grenzgebiet zu Afghanistan massiv gegen radikalislamische Gruppen wie die Taliban oder das Terrornetz Al-Kaida vor. Dabei wurden nach Regierungsangaben bereits tausende Extremisten getötet und vertrieben. Kurz nach dem Anschlag flog die Luftwaffe zehn Angriffe in der betroffenen Provinz - offenbar als Vergeltungsmaßnahme.

Eine Lehrerin sagte, dass Schüler der oberen Klassen eine Prüfung schrieben, als die Terroristen das Feuer eröffneten. Im Fernsehen war zu sehen, wie Soldaten Schüler in Sicherheit brachten. Blutüberströmte Kinder und Lehrer wurden aus der Schule getragen. Verzweifelte Eltern drängten sich um die Rettungsautos und hinter Absperrungen vor der Schule und den Notaufnahmen der Krankenhäuser.

Ministerpräsident Nawaz Sharif nannte den Angriff eine nationale Tragödie und ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Die pakistanische Friedensnobelpreis-Trägerin Malala Yousafzai verurteilte das Massaker als „grauenhaft und feige“. „Dieser sinnlose und kaltblütige Terrorakt in Peshawar, der sich vor unseren Augen abspielt, bricht mir das Herz“, erklärte die 17-Jährige in London.

Indiens Premierminister Narendra Modi telefonierte nach eigenen Angaben mit Sharif. „Habe ihm angesichts der niederträchtigen Terrorattacke in Peshawar mein tiefstes Beileid ausgedrückt“, teilte Modi im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Gespräche zwischen den Regierungschefs der beiden verfeindeten Atommächte sind äußerst selten.

Iran verurteilte das Attentat scharf. „Das war eine unmenschliche und unislamische Tat, die in keiner Weise zu rechtfertigen ist“, sagte Außenamtssprecherin Marsieh Afcham. Alle pakistanischen Gruppierungen müssten sich nun mehr denn je gegen Extremismus, Terrorismus und Gewalt stellen, so die Sprecherin nach Angaben der Nachrichtenagentur IRNA.

Die Schule wird von mehr als 1000 Schülern besucht und bietet Unterricht für Altersstufen von Kindergärtnern bis zur Oberschule. Die Armee betreibt mehr als 120 dieser Schulen in ganz Pakistan. Schulen, besonders solche auch für Mädchen, werden in Pakistan immer wieder zur Zielscheibe für die Extremisten.

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