Sechs Mitarbeiter von Polio-Impfteams in Pakistan erschossen

Islamabad (dpa) - Fünf Frauen und ein Mann haben ihren Einsatz gegen die Kinderlähmung in Pakistan mit dem Leben bezahlt. Sie wurden bei mehreren Attacken am Montag und Dienstag gezielt niedergeschossen, wie die Polizei mitteilte.

Islamisten wie die Taliban kämpfen gegen die Impfkampagnen. Sie argwöhnen, die USA wollten sie mit Agenten ausspähen, die sich als humanitäre Helfer tarnen. Doch wer die Helfer tatsächlich tötete, blieb zunächst im Dunkeln.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef verurteilten die Attacke am Dienstag in einer gemeinsamen Mitteilung. „Solche Angriffe berauben Pakistans verletzlichste Menschen - besonders Kinder - ihrer wesentlichen lebensrettenden Gesundheitseingriffe.“ Die Hilfsorganisationen wollten die pakistanische Regierung aber weiter im Kampf gegen Krankheiten unterstützen, hieß es.

Die meisten Opfer wurden in der Hafenstadt Karachi gezählt, wo die Angreifer innerhalb einer halben Stunde dreimal zuschlugen. Dabei wurden nach Polizeiangaben am Dienstag vier Frauen getötet und zwei Männer verletzt. Bereits am Montagabend hatten Täter in der 18-Millionen-Stadt einen Mann getötet, der als Freiwilliger für die dreitägige Impfkampagne arbeitete.

Eine weitere Mitarbeiterin der Polio-Impfteams wurde in der Nähe von Peshawar im Norden des Landes erschossen. Es waren nicht die ersten Angriffe in diesem Jahr auf Impfhelfer: Im Sommer wurde die Polio-Impfkampagne gestoppt, nachdem ein pakistanischer Helfer getötet und ein UN-Mitarbeiter aus Ghana und sein Fahrer angeschossen worden waren.

Die Polio-Kampagne wird von den Vereinten Nationen unterstützt. Pakistan ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation eines der drei Länder der Welt, in denen Kinderlähmung noch endemisch ist. Die Regierung verfolgt den Plan, bis nächstes Jahr 34 Millionen Kinder im Land mit Hilfe der Schluckimpfung zu immunisieren. Erkrankt ein Kind, kann es dauerhafte Lähmungen bekommen oder sogar sterben.

Doch es gibt Widerstände. In der Bevölkerung hält sich das Gerücht, die Impfung führe zu Impotenz. Die radikalislamischen Taliban sprachen im Sommer ein Impfverbot in den von ihnen beherrschten Stammesgebieten im Nordwesten aus. Sie erklärten, mit den Impfteams würden die USA die Region für bevorstehende Drohnenangriffe ausspionieren.

Kontraproduktiv waren auch Berichte, der US-Auslandsgeheimdienst CIA habe eine Hepatitis-Kampagne vorgetäuscht, um Osama bin Laden ausfindig zu machen. Mit Hilfe der Blutproben soll er identifiziert worden sein.

Premierminister Raja Pervez Ashraf verurteilte die Anschläge scharf. Er erklärte, alles nötige in die Wege zu leiten, um den Impfteams Sicherheit zu gewährleisten. Wie das genau aussehen soll, sagte er nicht. Die Impfungen in der südöstlichen Provinz Sindh, in der auch Karachi liegt, wurden vorübergehend ausgesetzt.

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