Syrien: Obama lässt Agenten von der Leine

Schon vor Monaten soll der US-Präsident die CIA ermächtigt haben, aktiv zu werden.

Washington. Die verbleibenden 95 Tage bis zur US-Wahl dürften den Außenpolitikern in Washington als Quälerei im Gedächtnis bleiben. Während sie Bilder von Massakern in Syrien ertragen müssen, scheint ihr Land, die einstige Weltpolizei, tatenlos zuzuschauen. Denn Amerika steckt voll im Wahlkampf und weder Präsident Barack Obama noch sein Kontrahent Mitt Romney wollen gerade jetzt einen neuen US-Militäreinsatz in Nahost auf die Agenda heben.

Doch es wird immer deutlicher, wie tief das Weiße Haus bereits in den Kampf gegen Machthaber Baschar al-Assad verstrickt ist. Die Rede ist gar von einem Geheimerlass des Präsidenten. Zuletzt wurden immer neue Informationen über die US-Strategie bekannt. Und die zielt massiv auf eine Unterstützung der Rebellen ab. Sie sollen erreichen, worauf sich die Weltgemeinschaft nicht einigen kann: Assad stürzen.

Schon vor Monaten habe Obama heimlich dem Geheimdienst CIA erlaubt, aktiv zu werden, berichtete der Nachrichtensender CNN. Das Weiße Haus bestätigt das nicht. Gemunkelt wurde aber längst, dass US-Agenten in dem Konflikt mitmischen. So sollen sie etwa von der Türkei aus kontrollieren, welche Oppositionskämpfer auf der anderen Grenzseite Gewehre, Panzerfäuste oder Raketenwerfer erhalten.

Diese Geheimoperation solle zwar auch verhindern, dass die Waffen in die Hände etwa des Terrornetzwerks Al Kaida fielen, schrieb die „New York Times“. Denn die unübersichtliche Zahl der Rebellengruppen bereiten den USA Kopfschmerzen. Doch Experten munkeln, dass die CIA viel weiter gehen kann. Schon beim Aufstand in Libyen gegen Machthaber Muammar al-Gaddafi 2011 hatte Obama die Unterstützung der Opposition verfügt. Die Amerikaner dienten etwa mit Satellitenfotos von Truppenbewegungen des Regimes.

Was die US-Hilfe diesmal genau umfasst, liegt noch im Verborgenen. Bekannt wurden nur die — offiziellen — Kosten für die Rebellenunterstützung: Umgerechnet 20 Millionen Euro für „nicht-tödliche“ Ausrüstung, darunter Medizin und Kommunikationstechnik. Direkte Waffenlieferungen lehnt Obama bislang ab. Hinzu kommen 64 Millionen Dollar für humanitäre Hilfe durch die UN und andere Gruppen.

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