Terrorverdacht gegen Varg Vikernes hat sich bisher nicht erhärtet

Seit Dienstag sitzt der norwegische Neonazi und Musiker Kristian Vikernes in Frankreich in Untersuchungshaft. Er steht unter dem Verdacht, einen Terroranschlag geplant zu haben. Konkrete Beweise hat die französische Polizei noch nicht veröffentlicht.

Paris. Der am Dienstag in Frankreich verhaftete norwegische Neonazi Kristian "Varg" Vikernes sitzt noch immer in Untersuchungshaft. Er weise sämtliche Terror-Vorwürfe von sich und kooperiere mit den Behörden bei der Aufklärung der Angelegenheit, teilte sein Anwalt Julien Freyssinet am Mittwochabend mit. Bisland gibt es noch keine Mitteilung der Polizei, ob sich der Terrorverdacht gegen den 40-Jährigen erhärtet hat.

Seine 25-jährige Frau wurde mittlerweile aus dem Polizeiarrest entlassen. Französische Behörden bestätigten Medienberichten zufolge, dass sie die Polizeistation in der zentralfranzösischen Stadt Brive la Gaillarde mit unbekanntem Ziel verlassen hat.

Vikernes, ein ehemals bekannter norwegischer Metal-Musiker und seine Frau waren am Dienstag unter Terrorverdacht verhaftet worden. Auslösender Grund soll der Kauf von mehreren Schusswaffen durch die französische Ehefrau des verurteilten Rechtsextremen, Mörders und Brandstifters gewesen sein. Zusammen mit den im Internet veröffentlichten fremdenfeindlichen und antisemitischen Ansichten des Norwegers und seiner Vergangenheit war der legale Waffenkauf ein Anlass zur Festnahme.

Vikernes Verteidiger Freyssinet begündete den Waffenkauf mit der Lebensweise seines Mandanten, der mit seiner Familie zurückgezogen und weitgehend als Selbstversorger leben würde. "Der Waffenkauf erklärt sich aus ihrer Überlebensphilosophie. Er und seine Frau beschäftigen sich damit, unabhängig von der Konsumgesellschaft zu leben", sagte er der norwegischen Zeitung Dagbladet. Die von der Polizei sichergestellten Waffen seien für die Jagd gedacht gewesen.

Die Nachbarn des Paars waren von der Verhaftungsaktion durch Anti-Terror-Spezialeinheiten kalt überrascht worden. Die Familie habe sehr zurückgezogen gelebt, man habe nicht geahnt, dass ein verurteilter Mörder, Brandstifter und Rechtsextremer in der Nachbarschaft wohnen würden. Der 40-jährige habe sich normal verhalten und viel mit seinen Kindern gespielt, berichten Nachbarn. Viel Kontakt habe es nicht gegeben, da er nur sehr schlecht Französisch sprechen würde. Auffällig sei nur gewesen, dass die Familie häufig Militärkleidung getragen hätte. Auch die drei Autos seien in Tarnfarbe lackiert gewesen — ebenso das Fahrrad eines der Kinder.

Französische Medien reagierten schockiert auf die Festnahme. Die Regionalzeitung "Le Courrier Picard" kommentierte: "Die schockierende Festnahme eines norwegischen Neonazis lässt einen schaudern. Vor allem, weil die Person alles andere als sympathisch ist: wegen Mordes verurteilt, offen rassistisch, Ex-Symbol der Musikrichtung 'nationalsozialistischer Black Metal' in seinem Land, Neo-Heide, steht Kristian Vikernes unter Verdacht, ein Massenmassaker zu planen. Dies erinnert daran, dass die Gefahr für unsere Demokratien nicht nur von den 'Islamisten' von Al-Kaida ausgeht, und dass das größte Blutbad in Europa in den vergangenen Jahren das Werk des radikalen Rechtsextremismus war.“

Die französische Polizei hat noch Zeit bis Freitagabend, um ausreichende Beweise für eine Anklage zu finden. Dann endet die 96-stündige Untersuchungshaft und Vikernes müsste auf freien Fuß gesetzt werden. tsn

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