Türkei und Syrien rüsten auf

Damaskus sperrt den Luftraum, Ankara droht dem Nachbarland mit Konsequenzen.

Istanbul. Trotz internationaler Krisendiplomatie droht der Konflikt zwischen Syrien und der Türkei weiter zu eskalieren. Nach der erzwungenen Landung eines syrischen Passagierflugzeuges in Ankara sperrte Damaskus am Wochenende den syrischen Luftraum für türkische Maschinen.

Zuvor hatten sich Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) und UN-Sondervermittler Lakhdar Brahimi um eine Entspannung der Lage bemüht. Doch an der Grenze herrscht Alarmbereitschaft.

Westerwelle traf Außenminister Ahmet Davutoglu in Istanbul und rief den Nato-Partner Türkei auf, den bisherigen „besonnenen Kurs“ fortzusetzen. Davutoglu stellte jedoch klar, bei weiteren schweren Grenzverstößen durch Syrien werde die Türkei selbstverständlich „ein Handeln entgegensetzen“. Dabei gehe es auch um Abschreckung. Zugleich erinnerte er an die Beistandspflichten innerhalb der Nato.

Westerwelle äußerte Verständnis für die erzwungene Landung der syrischen Maschine in Ankara, die nach türkischen Angaben Rüstungsgüter für Damaskus an Bord hatte. „Die Türkei muss nicht erdulden, dass Waffen durch den eigenen Luftraum nach Syrien geschafft werden. Wenn eine solche Lage für uns Deutsche eingetreten wäre, hätten wir genauso gehandelt.“

Auch der Syrien-Sondergesandte Brahimi versuchte, in Istanbul zu schlichten. Er sprach mit dem türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül und später mit Davutoglu. Der Algerier, der seit dem 1. September im Auftrag der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga eine Lösung in dem Konflikt sucht, tritt für einen politischen Weg ein und lehnt einen Militäreinsatz ab.

Was Ankara von den Bemühungen der UN hält, machte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan deutlich. So wie die UN vor 20 Jahren tatenlos dem Morden auf dem Balkan zugesehen hätten, so sprachlos seien sie angesichts der Syrien-Krise, wetterte der Regierungschef.

Das Regime in Syrien reagierte nach einem Friedensangebot an Ankara nun wieder mit einer eigenen Kampfansage und sperrte kurzerhand den Luftraum für die Türken. Zuvor hatte sich Damaskus noch offen für eine Sicherheitskooperation gezeigt. Wegen des Konflikts mit Syrien meiden türkische Passagierflugzeuge bereits den Luftraum des Nachbarlandes. Die größte türkische Fluggesellschaft THY nutze den syrischen Luftraum seit einer Woche nicht mehr, hieß es.

Syrische Rebellen und Regierungstruppen lieferten sich derweil weiter erbitterte Gefechte — auch im Grenzgebiet. In Darijia, der Nähe der Hauptstadt Damaskus, soll zudem ein neues Massaker verübt worden. Syrische Aktivisten berichteten am Sonntag, es seien zahlreiche Leichen gefunden worden. Mindestens 100 Menschen seien getötet worden.

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