Ukrainer protestieren gegen Janukowitsch

Bewaffnete Sondereinheit der Polizei greift Oppositionelle an.

Kiew. Der Trick mit der Tanne zog diesmal nicht. In Kiew haben am Sonntag mehr als 100 000 Menschen gegen den autoritär regierenden Präsidenten Viktor Janukowitsch und seine pro-russische Politik demonstriert.

Sie drangen auch auf den Maidan vor, den symbolträchtigen Platz der Unabhängigkeit im Herzen der Hauptstadt. Ein Gericht hatte dort bis zum 7. Januar alle Versammlungen verboten — angeblich, um das Metallgerüst eines gigantischen Weihnachtsbaumes zu schützen.

Auf diese Weise hatte der weißrussische Diktator Alexander Lukaschenko 2010 Proteste in Minsk unterdrückt.

In Kiew ließen sich die Demonstranten nicht abschrecken. Sie forderten Janukowitschs Rücktritt, schnelle Neuwahlen sowie die Unterschrift unter ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union.

„Unser Plan ist klar: Dies ist keine Kundgebung, dies ist eine Revolution!“, rief der ehemalige Innenminister Juri Luzenko der Menge zu. Andere Redner forderten dazu auf, ab heute in einen Generalstreik zu treten.

Janukowitsch hatte den geplanten Vertragsschluss mit der Europäischen Union in einer spektakulären Kehrtwende kurz vor dem EU-Osteuropa-Gipfel gestoppt.

Am Wochenende erreichten die Proteste in Kiew erstmals revolutionäre Ausmaße. Um 3.30 Uhr in der Nacht zu Samstag waren bewaffnete Polizisten gegen einige Hundert Oppositionelle vorgerückt, die auf dem Maidan ausharrten.

Schläger der Sondereinheit Berkut (Steinadler) prügelten mit Schlagstöcken auf die Demonstranten ein. Unklar ist, auf wessen Befehl die Polizisten handelten. Janukowitsch distanzierte sich noch am Samstag von den Exzessen.

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