Unterwegs zum IS? US-Teenager in Frankfurt gestoppt

Washington/Frankfurt (dpa) - Drei minderjährige Mädchen aus den USA, die möglicherweise auf dem Weg zu den selbst ernannten Gotteskriegern in Syrien waren, sind am Frankfurter Flughafen gestoppt und nach Hause geschickt worden.

Unterwegs zum IS? US-Teenager in Frankfurt gestoppt
Foto: dpa

Eine FBI-Sprecherin sagte der Nachrichtenagentur dpa, das Trio sei zurück nach Denver im US-Staat Colorado zu ihren Eltern gebracht worden. US-Medien hatten unter Berufung auf Behörden berichtet, sie seien offenbar auf dem Weg zu in Syrien kämpfenden Extremisten gewesen.

Die deutsche Bundespolizei in Frankfurt habe die Mädchen auf Wunsch des US-Konsulates und der Eltern am Samstag aufgehalten, bestätigte ein Sprecher am Mittwoch. Sie seien am Sonntag freiwillig zurück in die USA gereist. Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt ist laut einer Sprecherin wegen des Vorfalls nicht tätig geworden.

US-Außenminister John Kerry sprach in Berlin von einem Beispiel der guten Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den USA und einer erhöhten Wachsamkeit in dieser Frage. Alle auf der Welt könnten in diesem Bereich noch mehr tun. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte, es sei schwierig, Reisebewegungen junger Leute so zu kontrollieren, „dass diejenigen, die mit Absichten, sich an den Kämpfen im Mittleren Osten zu beteiligen, herausgefiltert werden können“.

US-Medien berichteten, dass es sich um zwei Geschwister im Alter von 15 und 17 Jahren sowie eine 16-Jährige aus einer weiteren Familie handelt. Die 16-Jährige habe sudanesische Wurzeln, und die beiden Schwestern stammten aus einer somalischen Familie, berichtete die „Denver Post“. Ein namentlich nicht genannter Strafverfolger sagte dem Sender ABC, sie seien einer „Vision“ aus einer „gewieften Medienkampagne“ gefolgt. Die Sunnitenmiliz ist dafür bekannt, neue Mitglieder durch reißerische Propaganda im Internet anzuwerben.

Die Schwestern hätten dem Vater vorgetäuscht, krank zu sein. Sie hätten gesagt, dass sie zur Bibliothek gingen und seien dann nicht mehr zurückgekehrt, berichtete die „Denver Post“. Unter Berufung auf das Büro des Sheriffs im Bezirk Arapahoe schreibt das Blatt weiter, die beiden Geschwister hätten angegeben, dass sie der Mutter 2000 Dollar sowie die Pässe gestohlen hätten. Sie seien dann gemeinsam mit dem dritten Mädchen vom Internationalen Flughafen in Denver nach Deutschland geflogen. Dort hätten sie sich einen ganzen Tag lang auf dem Flughafen in Frankfurt aufgehalten.

Der größten US-Fluggesellschaft Delta Airlines zufolge dürfen Jugendliche ab 15 Jahren komplett allein reisen. Dasselbe gilt etwa bei American Airlines. Nur Kinder unter 15 Jahren müssen dort von einem Reisenden im Alter von mindestens 16 Jahren begleitet werden. Bei United Airlines dürfen Kinder bereits ab zwölf Jahren ohne Begleitung reisen. Dasselbe gilt bei der Lufthansa.

Beide Elternpaare hätten das Trio am Freitagabend als vermisst gemeldet, nachdem sie gemerkt hatten, dass Pässe und Geld fehlten, berichtete die „Denver Post“. Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums in Berlin bestätigte, dass eine Vermisstenmeldung des Vaters vorlag. US-Behörden hätten über die Ankunft der drei informiert, die in die Türkei weiterreisen wollten. Die Sprecherin machte jedoch keine Angaben dazu, inwiefern die Mädchen in Kampfgebiete etwa nach Syrien weiterreisen wollten.

Ein Sprecher der somalischen Familie sagte, die Mädchen hätten ihre Tickets vermutlich selbst gekauft. Auf Spekulationen, dass sie sich der Terrororganisation IS anschließen wollten, ging er nicht ein. Flugtickets mit Bargeld zu kaufen ist seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zwar schwieriger geworden, aber immer noch möglich. Ein Bargeldkauf kann etwa die Sicherheitsbehörden auf die Reisenden aufmerksam machen.

Eine der Schwestern gab einem Bericht der „Voice of America“ zufolge in Deutschland an, sie wolle in der Türkei studieren. Ob die drei Mädchen beim IS eine Kontaktperson haben, blieb zunächst unklar.

Auch in Großbritannien wurde eine junge Frau wegen des Verdachts festgenommen, Aktionen vorbereitet zu haben, die in Verbindung mit dem islamistischen Terror in Syrien stehen. In den Reihen der IS-Terrororganisation sollen etwa 12 000 Ausländer kämpfen. Der Anti-Terror-Beauftragte der EU, Gilles De Kerchove, beziffert die Zahl gewaltbereiter Islamisten mit Syrien-Erfahrung in der EU auf etwa 3000. EU-Diplomaten gehen davon aus, dass 400 bis 450 aus Deutschland stammen.

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