Vaclav Havel - Ein Kämpfer für eine bessere Welt

Der tschechische Dichter-Präsident Vaclav Havel ist tot.

Prag. Wahre Größe zeigt sich oft im Wissen um die eigene Begrenztheit. Vaclav Havel lebte diese Erkenntnis. Der Mann, der als tschechoslowakischer Freiheitskämpfer und Dichter-Präsident zu Weltruhm gelangte, scheute sich nicht, in einem Buch über den Kampf gegen seine Hämorrhoiden zu berichten.

In den „Briefen an Olga“, die er aus dem Gefängnis heraus an seine Frau schrieb, verband er solche Schilderungen mit Gedanken über die menschliche Existenz. „Wem sind wir verantwortlich?“, fragte Havel und antwortete sich selbst: „In letzter Instanz keinem der flüchtigen Dinge dieser Welt. Das verborgene Rückgrat und die tiefste Quelle alles Sinnvollen im Leben ist immer die Verankerung im Absoluten.“

Vaclav Havel ist gestern im Alter von 75 Jahren an den Folgen seiner schweren Erkrankung gestorben. Er hat aus seinem Leben und dem Lungenkrebs nie ein Geheimnis gemacht. „Hier steht ein Mensch, der für eine bessere Welt kämpft“ — das war seine Botschaft. Vermutlich war Havel deshalb so populär.

Seine Landsleute dankten es ihm mit unvergleichlichem Vertrauen. Als Tschechen und Slowaken während der samtenen Revolution 1989 die Herrschaft der Kommunisten friedlich abstreiften, erscholl der Ruf „Havel auf die Burg!“. Am 29. Dezember 1989 wurde der Mann, der die Bürgerrechtsbewegung Charta 77 ins Leben gerufen hatte, erster postkommunistischer Staatschef der Tschechoslowakei.

Havel, der 1936 als ältester Sohn einer Prager Bürgerfamilie zur Welt kam, wuchs in einer Atmosphäre der Gegnerschaft zum kommunistischen Regime auf. Aus ideologischen Gründen versagte man ihm das Studium. So verdiente sich Havel erst als Bühnentechniker seinen Lohn. Nebenher schrieb er Dramen. Mit seinen Stücken, die in der Tradition des absurden Theaters standen, hatte er schnell Erfolg. Doch die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 durch die Sowjetarmee trieb den Dichter auf die Barrikaden. Später war Havel einer der Wegbereiter der Osterweiterung von EU und Nato.

Eine Entscheidung verziehen ihm seine Landsleute nicht. Nach dem Tod seiner Frau Olga heiratete Havel 1997 die Schauspielerin Dagmar Veskrnova. Der Präsident blieb sich treu. „Ich wurde mein Leben lang verdächtigt, wie Don Quichotte zu agieren. Dabei habe ich stets nur das meiner Ansicht nach Richtige getan.“

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