Verletzte bei Krawallen in Nordirland

Belfast (dpa) - Im Streit um das Hissen der britischen Flagge auf dem Rathaus von Belfast ist es in Nordirland erneut zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen.

Am Samstag wurden bei Zusammenstößen von pro-britischen Loyalisten und pro-irischen Nationalisten im Osten von Belfast fünf Polizisten verletzt, zwei davon schwer. In der Nacht davor wurden vier Ordnungshüter bei Ausschreitungen verletzt, wie die Polizei mitteilte. Die Randalierer setzten Autos und Busse in Brand und warfen mit Steinen und Feuerwerkskörpern. Die Polizei antwortete zwei Tage in Folge mit Gummigeschossen und Wasserwerfern.

Am Samstag waren gut 1000 pro-britische Demonstranten vor dem Belfaster Rathaus zusammengekommen, um zunächst friedlich für ihre Rechte zu demonstrieren. Darunter waren viele junge Leute. Nachdem sich die Demonstration aufgelöst hatten, zog ein Teilnehmer durch katholische Viertel auf dem Weg in den Osten der Stadt. Dabei kam es zu den Zusammenstößen mit den Nationalisten.

Die protestantischen Loyalisten verurteilen, dass die britische Flagge über dem Rathaus von Belfast nur noch an einigen wenigen Tagen im Jahr gehisst wird. Früher wehte sie 365 Tage im Jahr. Den Beschluss hatte die katholisch-nationalistische Sinn-Fein-Partei vorangetrieben. Die Katholiken wollen die Zugehörigkeit Nordirlands zu Großbritannien beenden und eine Wiedervereinigung mit der Republik Irland herbeiführen. Bei den seit Wochen anhaltenden Protesten wurden inzwischen mehr als 70 Polizisten verletzt.

Viele der loyalistischen Demonstranten bezeichneten den Flaggenstreit als „Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte“. Die protestantischen Loyalisten, früher bestimmende politische Kraft in Nordirland, sehen sich seit dem Karfreitagsabkommen von 1998 auf dem politischen Abstellgleis. „Wir fühlen uns als Bürger zweiter Klasse“, sagte der Chef der unionistischen Partei PUP, Billy Hutchinson während der Demonstration. Es gehe nicht um die Flagge an sich, sondern um die Art, wie die Entscheidung zustande kam. „Wir müssen die Art ändern, wie in Nordirland Politik gemacht wird“, sagte er.

In der nächsten Woche soll es ein Spitzentreffen geben, an dem neben dem nordirischen Ministerpräsidenten Peter Robinson und seinem katholischen Stellvertreter Martin McGuinness auch die britische Nordirland-Ministerin Theresa Villiers und der irische Außenminister Eamon Gilmore teilnehmen werden. Dabei soll nach Lösungen für die Probleme in der Krisenregion gesucht werden.

Nach Angaben der Polizei blockierten Demonstranten in der Nacht zum Samstag mehrere wichtige Straßenkreuzungen. Nach Informationen des „Belfast Telegraph“ wurde an einer Ausfallstraße eine Rohrbombe gefunden. Die städtischen Behörden hatten den öffentlichen Nahverkehr schon am Nachmittag praktisch eingestellt. Tausende Belfaster verließen die Stadt, um den Protesten zu entgehen. Eine Gegenbewegung rief andererseits erfolgreich zur Party in der Innenstadt auf.

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