Bernhard Vogel: Die personifizierte Wiedervereinigung

Bernhard Vogel war Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz und Thüringen und schrieb damit Geschichte. In dieser Woche wird er 80.

Erfurt/Mainz. Unter den deutschen Politikern ist er ein Unikat: Bernhard Vogel hat zwei Länder regiert, Rheinland-Pfalz und Thüringen, West und Ost. Insgesamt sieben Mal legte der CDU-Politiker in Mainz und Erfurt den Amtseid als Ministerpräsident ab. Er stand mehr als 23 Jahre an der Spitze von CDU-Alleinregierungen oder von Koalitionen mit FDP und SPD.

Damit ist Vogel der Nachkriegspolitiker mit der längsten Amtszeit als Ministerpräsident. Von dem Rekord wird bei den Feiern zu Vogels 80. Geburtstag am Mittwoch immer wieder die Rede sein. Der Jubilar selbst wiegelt ab: „Das war der Sondersituation nach der Wiedervereinigung geschuldet.“

Er kann fast sicher sein, dass sein „Alleinstellungsmerkmal“ kaum zu toppen ist. „Nicht mal Kurt Beck konnte mich bei der Dauer der Amtszeit einholen“, scherzt Vogel über den langjährigen SPD-Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, der seinen Rückzug für 2013 angekündigt hat. Zwölf Jahre (1976-1988) regierte Vogel, der in Göttingen geboren wurde und aus einer Professorenfamilie stammt, in Mainz. In der Erfurter Staatskanzlei war er mehr als elf Jahre (1992-2003) der unumstrittene Chef am Kabinettstisch.

Bundeskanzlerin Angela Merkel, die am kommenden Montag bei einem Symposium der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung die Festrede für Vogel halten wird, hat ihm wegen seiner besonderen Biografie schon vor Jahren „historische Einmaligkeit“ bescheinigt.

Im Rückblick sind Vogel, der als ewiger Junggeselle jetzt wieder ganz in Speyer wohnt, beide Lebens- und Regierungsstationen gleich wichtig: „Mein Herz hängt an beiden“, bekennt er. „Mainz war ein Wagnis“ — weil er bereits mit 34 Jahren Minister wurde. „Thüringen war ein Abenteuer.“

Im Januar 1992 kam Vogel nach Erfurt. Bei einem Termin in München hatte er einen Anruf des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) erhalten, den er seit gemeinsamen Studienzeiten einen Freund nennt — „auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren“. Der Chefsessel in der Staatskanzlei war kurzfristig frei geworden: Einige CDU-Minister, darunter die heutige Regierungschefin Christine Lieberknecht, hatten Ministerpräsident Josef Duchac (CDU) zum Rückzug gedrängt.

Vogels politischer Neustart in Ostdeutschland erfolgte drei Jahre nach seinem Rücktritt als Regierungschef in Mainz. Dort hatte er einen offenen Machtkampf in der rheinland-pfälzischen CDU verloren. Sein Motto „Was du tust, das tue klug, und bedenke das Ende“, ließ er für die zweite Karriere außer Acht. Thüringen galt als schwieriger Fall und wegen diverser Affären als „Skandalnummer“ der neuen Länder.

Schnell verlor Vogel sein Image als nach Erfurt geschickter Westler und wurde als fleißiger Pflichtmensch und lebensfroher Schöngeist populär. Lieberknecht nennt ihn rückblickend einen „Glücksfall“.

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