Bittere Enttäuschung trotz der hehren Worte

Junge EU-Ausländer stehen in Deutschland plötzlich ohne Fördermittel da.

Die Bundesagentur für Arbeit braucht mehr Geld.

Die Bundesagentur für Arbeit braucht mehr Geld.

Foto: dpa

Berlin. Nabil Kaddaure ist bitter enttäuscht: „Ich dachte, Deutschland wäre ein pflichtbewusstes Land.“ Doch jetzt wisse er nicht, wie es weitergehe. Mit diesen Worten zitierte die größte spanische Zeitung „El Pais“ jetzt den 21-jährigen Mann aus Malaga, der auf ein Hilfsangebot der Bundesregierung vertraute und vor gut drei Wochen nach Rostock kam, um dort eine Ausbildung als Koch zu beginnen. Doch weil es plötzlich an Fördergeldern fehlt, ist Kaddaures Zukunft einmal mehr ungewiss.

Dabei hatte man in Berlin kräftig die Werbetrommel gerührt. „Es darf keine verlorene Generation geben“, versprach Kanzlerin Angela Merkel (CDU) 2013 auf einem EU-Krisengipfel, der sich dem Kampf gegen die grassierende Jugendarbeitslosigkeit in den europäischen Krisenstaaten verschrieben hatte. Auch die damalige Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) fand hehre Worte: „Geben wir jungen, arbeitslosen Europäern auf dem deutschen Arbeitsmarkt eine Perspektive.“ Das sei „gelebte europäische Solidarität“.

So wurde das Sonderprogramm „MobiPro“ geboren. Seit Anfang 2013 sollen Auszubildende und junge Fachkräfte aus EU-Staaten damit unterstützt werden, in Deutschland eine Lehre zu absolvieren oder eine Beschäftigung aufzunehmen. Finanziert werden Deutschkurse in der Heimat, Reisekosten, vorbereitende Praktika in hiesigen Unternehmen, Sprachkurse in Deutschland sowie Zuschüsse zum Lebensunterhalt.

Zuständig ist die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit. Weil das Interesse an dem Programm „sehr groß“ sei, könne die Nachfrage „leider nicht gedeckt werden“, heißt es auf der ZAV-Internet-Seite. Bis Ende März hatten bereits rund 9000 junge EU-Ausländer einen Förderantrag gestellt.

Wer bereits einen Bewilligungsbescheid hat, kann sich noch glücklich schätzen. Diesem Kreis sichert die ZAV weiter eine komplette Förderung zu. Doch etwa 2300 Anträge sind bereits „ruhend gestellt“. Und seit dem 8. April werden überhaupt keine Anträge für 2014 mehr angenommen.

Viele junge EU-Ausländer seien jedoch bereits in Deutschland und warteten teilweise seit Februar auf die Zahlungen aus dem Programm, sagte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen, Brigitte Pothmer, gegenüber unserer Zeitung. „Wenn das Geld nicht bald fließt, werden diese Leute mit riesigen Schuldenbergen und ohne Ausbildung wieder in die Heimat fliegen müssen.“ Und das, obwohl sie bereits Sprachkurse absolviert und Ausbildungsverträge mit deutschen Unternehmen in der Tasche hätten.

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